Mark Hauptmann Kühle Abschiedsgrüße aus der CDU

Mark Hauptmanns Erklärung – einen Tag vor seinem Rücktritt Foto: FW/Krug

Die Ära Mark Hauptmann ist auch für die CDU vorbei, wie deutliche Worte verraten. Derweil beginnt das Kandidaten-Rennen im Wahlkreis – auch bei den Linken, wo bereits ein Favorit gehandelt wird.

 
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Suhl/Berlin - Kühler kann eine Reaktion von Parteifreunden nicht sein: „Als CDU Thüringen respektieren wir die Entscheidung von Mark Hauptmann, sein Amt als Bundestagsabgeordneter niederzulegen“, heißt es in der knappen Erklärung des CDU-Landesvorsitzenden und Christian Hirte nach dem Rückzug seines acht Jahre jüngeren Suhler Wahlkreis-Nachbarn von Donnerstag. Hauptmann habe „über gut sieben Jahre die Interessen Südthüringens vertreten. Dafür danke ich ihm“, schreibt Hirte – und gibt damit jenem Mann nachträglich die Note „mangelhaft“, der seine Berliner Politik-Karriere vor 13 Jahren als blutjunger Mitarbeiter in Hirtes Bundestagsbüro begonnen hatte.

Nun gehörte ein herzliches Verhältnis zur Landespartei oder seinen Thüringer Bundestagskollegen nie zu Hauptmanns Profil. Doch selbst seine Vertrauten im Parlament, Wirtschafts- und Außenpolitiker, hätten ihm am Ende nicht mehr geglaubt, das gar nichts dran sei an den Vorwürfen in Sachen Lobbyismus und Vorteilsnahme heißt es. Hirte und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus sollen den Suhler angesichts der desolaten öffentlichen Lage der CDU dann am Donnerstag so lange bedrängt haben, bis er hinwarf.

Insofern passt Hauptmanns Aussage, er habe angesichts einer „Verleumdungskampagne“ nur aus Rücksicht auf seine Familie aufgegeben, zur lange Liste seiner Erklärungen und Beteuerungen, die viele nicht überzeugen, da sie im Einzelfall nicht überprüfbar sind, da der 36-Jährige Details seiner Nebentätigkeiten nicht offenlegen will.

Undurchsichtige Geschäfte passen nicht ins Bild vertrauensvoller Politik, sagt der Schmalkalder FDP-Abgeordnete Gerald Ullrich, der nun der Einzige im Bundestag aus Hauptmanns Wahlkreis ist. „Ich habe mit solchen Dingen nichts am Hut“, sagt Ullrich. „Die juristische Seite ist die eine, die moralische die andere. Das macht man ganz einfach nicht.“ Der 58-Jährige versteht sich ebenso wie Hauptmann als Unternehmer. Die Geschäftsführung seiner Familienfirma, einer Plastikteile-Fabrik, hatte er aber bewusst abgegeben, als er 2017 über die FDP-Landesliste in den Bundestag einzog. Einsatz für den Wahlkreis, Hilfe an Behörden sei auch für ihn selbstverständlich. „Dafür Geld zu nehmen geht gar nicht, da hört die Freundschaft auf“, sagte Ullrich.

Hauptmann hatte Landratsämtern voriges Jahr einen vietnamesischen Masken-Lieferanten vermittelt, später eine Briefkastenfirma in Brandenburg gegründet und seine politische Lobby-Arbeit für Vietnam, Taiwan und Aserbaidschan fortgesetzt. Hinweise auf Geldflüsse aus diesen Quellen direkt an Hauptmann gibt es nicht, allerdings haben die drei Länder über Jahre ein Werbeblatt Hauptmanns mitfinanziert, indem sie dort Anzeigen schalteten, neben die der Politiker Texte stellte, die deren Regierungen ins beste Licht rücken.

Für Bundestagspräsident und CDU-Legende Wolfgang Schäuble ist damit eine Grenze überschritten. „Unanständig und mit dem Mandat nicht vereinbar“ sei es, „wenn der Verdacht im Raum steht, ein Abgeordneter sei in der Mandatsausübung zugunsten eines anderen Landes käuflich gewesen“, erklärte Schäuble in deutlichen Worten. Legitime Interessenvertretung sei erlaubt, Bereicherung aber nicht.

Auf welche dieser beiden Seiten das Pendel bei Hauptmann ausschlägt, kann aber auch Schäuble nicht beurteilen. Entscheidungshilfen vom Betroffenen selbst gab es derweil nicht. Zu weiteren Detail-Vorwürfen, die auch nach dem Rückzug bundesweit in allerlei Medien kursierten, schwieg Mark Hauptmann komplett.

Spannend wird nun, welchen Ersatz-Kandidaten die Südthüringer CDU.-Kreisverbände nun für den Bundestag aufstellen werden – bisher ist kein Williger in Sicht, der auch nur annähernd den Bekanntheitsgrad Hauptmanns hätte. Die SPD hat mit Biathlon-Trainerlegende Frank Ullrich bereits einen populären Wahlkreisbewerber aufgestellt.

Der 63-Jährige hätte gerne auch mit Hauptmann auf Augenhöhe um das Bundestagsmandat gestritten, sagte er am Freitag unserer Zeitung. „Ich finde den Rücktritt von Mark Hauptmann schade, möchte daraus aber kein Kapital schlagen“, erklärte Ullrich, um zugleich zu betonen: „Solche politisch-wirtschaftlichen Verstrickungen wie bei Herrn Hauptmann und dessen schneller Rückzug fördern nicht das Vertrauen in die Politik – ganz im Gegenteil.“

Die AfD (2017 auf Platz 2 der Erststimmen mit einem unbekannten Kandidaten) hält sich ebenso noch bedeckt wie die Linke. Deren Wahlkreisabgeordneten, Jens Petermann, hatte Mark Hauptmann (damals 29 Jahre alt) 2013 mit 42 Prozent der Stimmen aus dem Amt gefegt.

Auch bei den Linken ist die Personaldecke dünn, die Partei will in zwei Wochen eine Vorentscheidung treffen. Als möglicher Kandidat wird dort einer gehandelt, der auch mal im Suhler Stadtrat saß, aus dem Hauptmann sich ebenfalls zurückzieht: Sandro Witt (39), derzeit hauptberuflicher Vize-DGB-Chef im Bezirk Hessen-Thüringen. er/th/ts

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