Manche müssen für Ausbildung bezahlen
Um genug Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen, müsse eine flächendeckende Vergütung der Ausbildung erreicht werden, forderte Aulepp weiter. Dafür solle die bereits in einigen Ländern existierende sogenannten praxisintegrierte Ausbildung weiterverbreitet werden. Hierbei können sich junge Menschen - analog zur dualen Ausbildung in der Wirtschaft - mit Praxis- und Schulteil zur Kita-Erzieherin oder zum -Erzieher ausbilden lassen.
Es gebe immer noch Schulen, in denen Erzieherinnen und Erzieher Schulgeld bezahlen müssten, beklagte Paus. Sie machte sich außer für vergütete praxisintegrierte Ausbildungsmodelle auch für Umschulungsförderung stark.
Die Erfolgsaussichten von Paus und der Familienpolitikerinnen und -politiker bei ihren Geldforderungen beim Bundesfinanzministerium in den Haushaltsverhandlungen für 2025 sind aber unklar. Welche Summe sie von Lindner dafür haben möchte, wollte Paus nicht sagen. "Sie wissen, wir sind derzeit in den Haushaltsverhandlungen." Aulepp verwies auf den großen Bedarf: "Deswegen können wir uns an dieser Stelle ein Sparen nicht leisten."
Bundesfinanzminister Lindner hatte zuletzt neue Zweifel an den Plänen für ein anderes Projekt von Paus geäußert, der Kindergrundsicherung. Ein Argument Lindners: Die besten Hebel gegen Kinderarmut seien nicht soziale Transfers, sondern Kita-Plätze und bessere Förderung. Um solche Ziele geht es auch in den fast 50 Empfehlungen, die Paus und Aulepp nun mit weiteren Expertinnen und Experten in einer "Gesamtstrategie" formuliert haben.
Bis zu 90.000 Erzieherinnen fehlen
Die Grünen- und die SPD-Ministerin warnten vor dem Fehlen von 50.000 bis 90.000 Fachkräften in Deutschlands Kitas bis 2030. Dabei verzeichnete die Kindertagesbetreuung in den vergangenen Jahren einen Zuwachs auf über 840.000 Beschäftigte. Insbesondere in Westdeutschland nehme der Mangel aber zu, im Osten gebe es in dem Bereich mehr Fachkräftepotenzial, sagte Paus.
Paus verwies auch auf "erhebliche Qualitätsunterschiede", die es regional noch im Kita-Bereich gebe. Positiv seien die vielen ausländischen Bewerberinnen und Bewerber, auch für die Betreuung der Kinder, deren Deutsch noch nicht gut sei. Auch nonformale Kompetenzen, etwa aus der Arbeit in Sportvereinen oder Jugendhilfeeinrichtungen, sollten bei angehenden Erzieherinnen und Erziehern verstärkt anerkannt werde, so Paus und Aulepp.