Und auch der Arzneimittel-Großhandel beklagt seit Jahren, dass er die Apotheken nicht ausreichend beliefern könne. So teilt der Großhändler Noweda, der auch ein Logistikzentrum bei Erfurt betreibt, mit, dass die Ursache weiterer Lieferengpässe an der gebündelten Produktion vieler wichtiger Arzneimittel vor allem in Indien und China liege. "Fällt eine Produktion im Herstellerland - zum Beispiel in China - aus, hat das Auswirkungen auf den weltweiten Arzneimittelmarkt und damit auf die Lieferfähigkeit der Medikamente", teilt Noweda mit.
Mischung muss stimmen
Und auch Indien habe bereits auf die Produktionsausfälle in China aufgrund des Coronavirus reagiert. Das dortige Wirtschaftsministerium habe Einschränkungen beim Export von 13 Wirkstoffen und Zubereitungen verhängt. "Diese Anweisung könnte dramatische Folgen nach sich ziehen", warnt Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda. "Zusätzliche Risiken können entstehen, wenn ein Herstellerland Arzneimittel zurückhält, weil es plötzlich Medikamente im größeren Umfang für die eigene Bevölkerung benötigt, zum Beispiel wegen einer Pandemie in Asien." Im Übrigen wurden die Verantwortlichen in Politik und Krankenkassen seit langem darauf hingewiesen, dass sich die Abhängigkeit von anderen Ländern in der Arzneimittelproduktion zum Nachteil der eigenen Bevölkerung auswirken kann, so Kuck.
Sollte die Lieferkette nicht abreißen, so können Apotheker dank einer befristeten Genehmigung Produkte zur hygienischen Händedesinfektion herstellen und in den Verkehr bringen. Bis Anfang der Woche gab es dagegen rechtliche Hürden. Gegen das Coronavirus eingesetzt werden 70-prozentiges Isopropanol (auch 2-Propanol genannt) oder ein Gemisch aus Isopropanol mit Wasserstoffperoxid und Glycerol. Apotheker können zur Händedesinfektion auch Ethanol-Wasser-Gemische herstellen, erklärt Friedemann Schmidt. Der pharmazeutische Großhandel bemühe sich, die Rohstoffe für die Anfertigung dieser Desinfektionsmittel in ausreichender Menge in die Apotheken zu bringen.
Im Internet kursieren unterdessen längst Videos, wie sich Verbraucher ihre Desinfektionsmittel selbst anrühren können. Doch davon rät Schmidt ab. "Niemand sollte sich selbst zu Hause ein Desinfektionsmittel aus frei verfügbaren Zutaten zusammenrühren. Das kann gefährlich werden." Hochprozentiger Alkohol könne sich entzünden. In zu geringen Konzentrationen sei er nicht gegen Coronaviren wirksam. jol
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