Landkreis beschränkt auf 100 Teilnehmer je Veranstaltung

Hildburghausen - Die Spatzen hatten es bereits von den Dächern gepfiffen und am Donnerstagnachmittag war es offiziell: Der Landkreis Hildburghausen schränkt das Veranstaltungsgeschehen in der Region wegen der Gefahr durch das Corona-Virus sehr stark ein. Statt auf 1000, wie vom Landesverwaltungsamt vorgesehen, werde der Richtwert auf 100 Menschen festgesetzt, teilte das Landratsamt mit. Alle Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern sind laut dieser Allgemeinverfügung auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes ab dem heutigen Freitag bis zum 10. April untersagt. Die Regelung gelte in geschlossenen Räumen, aber auch unter freiem Himmel.

"Die wichtigste Botschaft ist: Wir wollen mit dieser Maßnahme nicht noch mehr Unruhe erzeugen, sondern vorbeugen", sagte der stellvertretende Landrat Dirk Lindner. "Wir haben nach sorgfältiger Diskussion im Sinne der Menschen entschieden." Es werde Veranstaltern "auch weh tun", aber "wir wollen erreichen, dass Schule, Kindergärten, Versorgungseinrichtungen und soziale Einrichtungen geöffnet bleiben können und die Wirtschaft weiter läuft". Die Ausbreitung des Virus solle verlangsamt und besonders betroffene Altersgruppen geschützt werden. Der Landkreis habe auf Grund seiner ländlichen Struktur eine Vielzahl von Veranstaltungen mit lokalem und regionalem Bezug. Weil ein Viertel der Gesamtbevölkerung des Landkreises über 65 Jahre alt ist, seien bereits Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen als Veranstaltungen mit höherem Gefährdungspotenzial einzustufen. Es bestehe eine hohe Gefahr von Kontaktmöglichkeiten, die mit einem Übertragungsrisiko verbunden sind. "Eine weitere Besonderheit unseres Landkreises ist die Nähe zum Freistaat Bayern und eine daraus resultierende hohe Anzahl von Pendlern in eine Region mit erhöhter Anzahl an nachgewiesenen Corona-Erkrankungen", sagte Lindner. Ebenso habe die vergleichsweise dünne medizinische Versorgungslage im ländlichen Raum eine Rolle bei der Entscheidung gespielt.

Nach dem Bekanntwerden der Allgemeinverfügung hagelte es am Donnerstag Absagen über Absagen von Veranstaltungen - von Vorführungen im Stadttheater über Feuerwehrversammlungen bis zum geplanten Treffen der Kreisjägerschaft. Das für kommenden Montag geplante Integrative Schwimmfest des Landkreises war bereits am Mittwoch abgesagt worden. Der Kreissportbund informierte nach einer eigens zu diesem Zweck kurzfristig einberufenen Sondersitzung seines Präsidiums am Mittwochabend dann am Donnerstagvormittag über die Absage des für 21. März geplanten Sportlerballs. "In Anbetracht der Situation um die Verbreitung des Corona-Virus hat das Präsidium entschieden, den Sportlerball abzusagen", teilte Ulrich Hofmann, Geschäftsführer des Kreissportbundes mit. "Gleichzeitig hat sich das Präsidium darauf verständigt, die Veranstaltung nachzuholen. Bevorzugter Zeitraum ist nach dem Ende der Sommerferien."

Die im Stadttheater Hildburghausen für Samstag geplante Veranstaltung "Baby, Du schaffst, mich ..." mit dem Kabarett "Fettnäppchen" ist ebenfalls abgesagt worden. Darüber informierte Kulturmanager Albrecht Fröhlich. Gründe für die Absage sind der am Mittwochabend aufgebaute Hochwasserschutz am Stadttheater, der eine Bespielung des Theaters nicht zulässt, und die Verfügung des Landratsamtes. "Wir bedauern die Absage und bemühen uns, einen Ausweichtermin zu vereinbaren", teilte Fröhlich mit. Gleiches gelte für die Veranstaltungen Zauber der Operette (29. März) und Madame Piaf - Enttarnung einer Diva (4. April). Gekaufte Karten für Kabarett und Zauber der Operette können nach Fröhlichs Angaben in der Touristinformation gegen Erstattung des Geldes zurückgegeben werden. Für die Piaf-Veranstaltung sei eine Konzertagentur zuständig, die sich ins Stadttheater eingemietet habe.

Schweren Herzens musste nach intensiver Vorbereitung Gastgeber Danny Brohm die für Samstag mit neun Dj´s geplante Musikveranstaltung im Kulturhaus Eishausen absagen. "Leute, es trifft uns echt hart! Wir haben in der bisherigen Veranstaltungsplanung keine Kosten und Mühen gescheut, um die Partys mega werden zu lassen und nun das ...", teilte Brohm bei Facebook mit."Für die einen mag die Entscheidung völlig übertrieben sein, für andere wiederum noch nicht ausreichend. Doch eines steht fest: Ohne Gesundheit ist alles nichts! Also zollt den Vorsorgemaßnahmen genügend Respekt, aber lasst euch dennoch nicht in Panik versetzen."

Auch Mitglieder- und Jahreshauptversammlungen reihen sich in die Reihe der Absagen ein. "Der Vorstand hat sich nach sorgfältiger Abwägung zu diesem Schritt auf Grund der aktuellen Risiken und aus Verantwortung für alle Teilnehmenden entschlossen", teilte Carsten Keller, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft mit Bezug auf die für 20. März geplante Mitgliederversammlung mit. "Bei Entspannung der Situation wird die Versammlung nachgeholt. Die Einladung erfolgt über den Thüringer Jäger." Die Jahreshauptversammlungen der Freiwilligen Feuerwehren Schleusingen und Straufhain werden am heutigen Freitag ebenfalls nicht stattfinden.

Eine Krisensitzung hat es am Donnerstagabend bei den Laienspielern der Gruppe "LampenfiebÄr" gegeben. Die Premiere ihres diesjährigen Theaterstücks "Kohle, Moos und Mäuse" ist für den 21. März um 19.30 Uhr in Gleicherwiesen geplant. Ob die allerdings unter diesen Umständen stattfinden kann? Auch die Aufführungen am 22., 28. und 29. März, am 3. und 4. April stehen auf der Kippe. Bis Redaktionsschluss lag jedoch über die weitere Verfahrensweise keine Information vor.

Stattfinden wird hingegen der für Freitag/Samstag geplante KinderKleiderBasar in Breitenbach. Dort werden, so heißt es von Seiten der Organisatoren, Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Es werde für ausreichend Frischluftzufuhr gesorgt, Desinfektionsmittel wird es vor Ort geben, ebenso wie Seife. Und ganz wichtig: Essen und Getränke werden nicht verkauft. Auch werden die Organisatoren die Besucherzahlen im Blick haben.