Zählung Vogelinventur startet in Thüringen

red
Eine Blaumeise sitzt auf Ast an einem Vogelhaus. Auch die Blaumeise gehört zu den Wintervögeln und kann ab heute gezählt werden. Foto: /Carl-Heinz Zitzmann

Nabu: Eicheln, Eckern, Zapfen satt – bleiben Waldvögel dem Futterhaus fern? Vom 6. bis 8. Januar findet die 13. „Stunde der Wintervögel“ statt.

 
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Vögel zählen ab dem Dreikönigstag: Vom Freitag 6. Januar bis Sonntag 8. Januar findet zum 13. Mal die bundesweite „Stunde der Wintervögel“ statt: Auch der Nabu in Thüringen ruft wieder dazu auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden.

Bei der letzten Wintervogelzählung 2022 haben mehr als 5200 Menschen aus Thüringen in 3110 Gärten mehr als 119 000 Vögel gemeldet. Aufs Siegertreppchen flatterten damals der Haussperling vor der Kohlmeise und der Blaumeise. „Wir freuen uns über die anhaltend hohe Beteiligung bei unseren Aktionen. Das zeigt, wie groß das Interesse an der heimischen Natur ist“, sagt der Vogelexperte des Nabu Thüringen, Klaus Lieder. „Wer Vögeln etwas Gutes tun möchte, sollte aus seinem Garten oder Balkon ein Mini-Naturschutzgebiet machen und dieses möglichst wild und mit heimischen Gehölzen, Stauden und Kräutern naturnah gestalten.“

Auch das Füttern mit Saaten und ungenetzten Meisenknödeln nehmen Wintervögel gerne an. Wobei es in diesem Winter weniger Betrieb am Futterhaus geben könnte. Denn 2022 war ein sogenanntes Mastjahr. Das bedeutet, dass Eiche, Buche, Fichte und Co. außerordentlich viele Früchte gebildet haben. Klaus Lieder: „Kleiber, Eichelhäher, Kernbeißer und Buntspecht, Buchfink und auch der Bergfink als Wintergast, sowie der Erlenzeisig leben von den Baumfrüchten. Für sie ist der Tisch in diesem Winter in der Natur überreich gedeckt.“

In den letzten Jahren sind Mastjahre ungewöhnlich häufig aufgetreten. Das scheint eine Folge des Klimawandels zu sein. Warme, trockene Sommer begünstigen einen hohen Blütenansatz. Auch die Spätfröste, die durch den Klimawandel vermehrt auftreten, fördern ein Mastjahr im Folgejahr. Dadurch kommt es im Wald zu Stressblühereignissen und Massenfruchten.

Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion und findet bereits zum 13. Mal statt. Wer teilnehmen möchte, der beobachtet eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park und meldet die Ergebnisse dem Nabu. Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl Vögel notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen ist.

Die Meldung kann online oder über ein App erfolgen. Zudem ist für telefonische Meldungen am 7. und 8. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet. Der Einsendeschluss für Meldungen per Post an den Nabu Thüringen, Leutra 15, 07751 Jena ist der 13. Januar 2023. Nähere Infos und Meldungen unter www.NABU-Thueringen.de/wintervoegel

„Schulstunde der Wintervögel“

Die NAJU lädt mit der „Schulstunde der Wintervögel“ vom 9. bis 13. Januar 2023 alle Kinder ein, die heimischen Wintervögel spielerisch kennenzulernen, zu beobachten und eine Stunde lang auf dem Schulhof, im Park oder im Garten zu zählen. Welche Vögel verbringen den Winter in Deutschland und wie können sich schon Kinder für ihren Schutz einsetzen? Das Begleitheft zur Schulstunde liefert zahlreiche Anregungen, ein Poster stellt die häufigsten Wintervogelarten vor und eine kindgerechte Zählkarte erleichtert die Teilnahme an der Vogelzählung.

Vogel des Jahres 2023 ist das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und hat den Wiedehopf abgelöst. Bei der dritten öffentlichen Wahl vom Nabu hatte insgesamt 134 819 Menschen mitgemacht. 58 609 Stimmen entfielen dabei auf das Braunkehlchen, 24 292 auf den Feldsperling, 22 059 auf den Neuntöter, 21 062 auf den Trauerschnäpper und 8797 auf das Teichhuhn.

Vogel des Jahres

„In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Bestand in Thüringen auf 500 bis 1000 Brutpaare geschätzt. Heute liegt er wahrscheinlich unter 500. Der Großteil lebt auf dem Standortübungsplatz Ohrdruf und auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kindel. Ansonsten brütet die Art nur noch vereinzelt in allen Landesteilen“, sagt Vogelexperte Klaus Lieder. In Deutschland leben noch 19 500 bis 35 000 Brutpaare, Tendenz stark fallend. Das Braunkehlchen kommt fast überall in Deutschland vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten – es bevorzugt weniger dicht besiedelte Regionen. Laut Roter Liste Thüringens gilt er im Freistaat als vom Aussterben bedroht.

Dem Braunkehlchen wird der Titel Vogel des Jahres in Abwesenheit verliehen – es ist ein Langstreckenzieher und bereits im September nach Süden aufgebrochen. Der kleine Singvogel verbringt den Winter mehr als 5000 Kilometer von Deutschland entfernt südlich der Sahara. Im April kommt es wieder zu uns zurück. Hier angekommen, sucht er blütenreiche, oft feuchte Wiesen und Brachen um seine Bodennester zu bauen. „Die Lebensräume des Braunkehlchens verschwinden allerdings immer mehr. Ehemals nur extensiv genutzte Grünlandbereiche, artenreiche Streuwiesen, sowie Heide- und Moorgebiete wurden in monotone Grassaaten oder Ackerland umgewandelt.

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