Während Glaßmeier – inzwischen emeritiert – die Voyager-Starts als Student von Ferne verfolgte, war Fritz Neubauer, zuletzt an der Universität zu Köln, damals persönlich dabei. Mit ihrem Vorschlag für ein Magnetinstrument hatte sich seine Arbeitsgruppe gegen die Konkurrenz aus den USA durchgesetzt. „Die Vorbeiflüge an den Planeten waren die Höhepunkte der Mission“, erinnert er sich. Schon Wochen zuvor war das Team nach Pasadena gekommen, hatte Büros am JPL bezogen und gemeinsam mit anderen Teams die Datennahme vorbereitet. Dann hieß es bangen, ob alles klappt.
Sie erlebten viele Überraschungen. „Der Jupitermond Io galt lange als vulkanisch inaktiv“, nennt Neubauer ein Beispiel. „Dann stellte sich heraus, dass es der aktivste Körper im gesamten Sonnensystem ist.“
Beim Abschiedsfotos war die Erde nicht mal einen Pixel groß
1990 endet der planetare Teil der Mission. Ein letztes Mal fotografiert Voyager 1 im Februar des Jahres seinen Ursprung, die Erde. In sechs Milliarden Kilometer Entfernung nimmt sie nicht mal ein vollständiges Pixel auf dem Abschiedsbild ein.
Der interstellare Teil der Mission beginnt. Neubauer, Glaßmeier und viele weitere Wissenschaftler wechselten zu anderen Projekten, um ihre Planetenforschung voranzutreiben. Je nach Fragestellung schauen sie noch bis heute in die alten Voyager-Daten, derzeit welche vom Neptun, so Glaßmeier.
Obwohl jahrzehntealt, müssten die Instrumente den Vergleich mit modernen nicht scheuen, sagt der Forscher. Jüngere Entwicklungen hätten sich vor allem darauf konzentriert, die Geräte kleiner, leichter zu machen sowie weniger empfindlich gegen Störungen, sagt Glaßmeier.
Aber es gibt noch einen Unterschied zu aktuellen Missionen: Neben wissenschaftlichen Instrumenten leistete sich die Nasa, auch Souvenirs mitzunehmen – für Außerirdische. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonden in deren Hände (oder was auch immer) geraten, extrem gering ist, haben die Raumfahrzeuge vergoldete Platten mit Informationen über die Menschheit dabei. 30 Zentimeter groß sind sie, eine Nadel sowie eine Abspielanleitung – binär codiert – ist beigefügt. Wer’s entziffern kann, erfährt, dass die Platte mit 16 2/3 Umdrehungen pro Minute rotieren muss, um zu hören, was auf die Audiospur gepackt ist. Musik von Bach, Beethoven, Chuck Berry und Louis Armstrong ist dabei, ebenso Geräusche von Wind und Donner und eine Grußbotschaft der Vereinten Nationen. Zusätzlich sind Bilder gespeichert von der Anatomie des Menschen, einem Fetus bei der Geburt sowie von Landschaften der Erde. Die Sowjetunion ist mit einem Foto von Walerij Borsow vertreten, wie er den 200-Meter-Sprint bei Olympia 1972 anführt.
In ein paar Jahren werden die Voyager-Zwillinge verstummen
Dass die beiden Voyager-Raumfahrzeuge bis heute durchhalten, ist ein kleines Wunder. Doch mit wachsender Distanz werden deren Signale immer schwächer und sind kaum mehr zu erkennen, wie der „Scientific American“ berichtet. Theoretisch kann das Deep Space Network die beiden Sonden bis Mitte der 2030er Jahre verfolgen. Ob sie dann noch genug Energie haben, um Signale zu senden, ist ungewiss. Aktuell gehen die Nasa-Fachleute davon aus, dass wenigstens ein wissenschaftliches Instrument je Sonde bis 2025 einsatzfähig bleiben kann.
Botschaft in vielen Sprachen
Pioneer
Schon die Sonden Pioneer 10 und Pioneer 11, die 1972 und 1973 gestartet wurden, hatten vergoldete Platten mit Informationen über die Menschheit mit an Bord. Die Platte wurde vom sogenannten Voyager-Golden-Record-Team um den Astrophysiker und Schriftsteller Carl Sagan entworfen.
Grußbotschaft
Die Botschaft der Voyager-Sonden wurde in 55 verschiedenen Sprachen aufgezeichnet. Dazu wurden 115 Bilder von der Erde gepackt.