Damals hieß es, ROSS solle 2025 entstehen. Laut dem Chefkonstrukteur Wladimir Solowjow soll ROSS über ein Modul mit einer externen Plattform zur Wartung, Betankung und Reparatur von Raumfahrzeugen verfügen: „Wenn einem Raumfahrzeug etwas zustößt, würde sich ein kleiner Schlepper nähern, um es abzuschleppen und zur Station zu bringen.“ Außerdem soll „ein Geschwader von Satelliten“ die zukünftige Raumstation umkreisen. „Wir glauben, dass dies etwas Neues in der Weltraumtechnologie sein wird, wenn eine Wolke von Raumfahrzeugen in einer Entfernung von 100 bis 200 Kilometern von der Station mit ihren spezifischen Aufgaben fliegen wird“, sagte Solowjow.
Die Partner auf der ISS sind voneinander abhängig
Ob und wie der russische Rückzug von der ISS nun konkret erfolgen könnte, ist unklar. Jüngst bekundete noch der Nasa-Administrator Bill Nelson gegenüber „Space News“, auf offiziellen Kanälen nichts über den russischen Rückzug gehört zu haben. Auch seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine im Februar diesen Jahres war der Betrieb der Station reibungslos weitergelaufen. Am 15. Juli hatten Vertreter von Roskosmos und Nasa einen zukünftigen Crewaustausch ihrer Raumfahrzeuge Dragon und Sojus vereinbart. Erst letzte Woche hatten Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti und der russische Kosmonaut Oleg Artemjew einen siebenstündigen Außeneinsatz absolviert.
Bis jetzt sind auf der Station alle Partner stark voneinander abhängig, was den Rückzug eines Landes wie Russland problematisch macht. Denn die Stromversorgung übernehmen maßgeblich US-Systeme, die derzeit in mehreren Schritten modernisiert werden. Auf der anderen Seite muss die Station regelmäßig in ihrer Bahn angehoben werden, da sie durch Reibung an der dünnen Restatmosphäre an Höhe verliert. Diese Aufgabe übernehmen derzeit russische Progress-Raumschiffe. Zwar könnten US-geführte Versorgungsraumschiffe die Station in ihrer Bahn anheben, aber das erfordert lange Planung – genauso wie Eingriffe in das Gefüge des 440 Tonnen schweren Kolosses.
Russland fehlen eigentlich die Mittel für eigene Projekte
Noch herausfordernder dürfte der Aufbau von ROSS werden. Denn in Russland fehlen schon jetzt die Mittel für Raumfahrtvorhaben, und konkrete Zeitpläne von Roskosmos neigen dazu, weit in die Zukunft gedehnt zu werden. Bei der ISS wiederum spielt Russland mit dem Westen ein Spiel – dabei geht es um die Existenz der Raumstation.