Typisierungsaktion in Gräfenroda für krebskrankes Mädchen Stammzellspender für Elsa gesucht

Diese jungen Leute besuchen ein Ilmenauer Gymnasium und folgten der Einladung zur Typisierung gerne. Foto:Kruse Foto:  

Mehrere Hundert Frauen und Männer folgten am Dienstagabend dem Aufruf der Gerataler Feuerwehr, sich als potenzielle Stammzellenspender registrieren zu lassen und damit vielleicht der kleinen Elsa das Leben zu retten.

 
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Geratal/Gräfenroda - Die kleine Elsa, sie ist gerade mal zwei Jahre alt, braucht dringend eine Stammzellenspende, um wieder gesund zu werden. Nach einer Knochenkrebstherapie hat sich bei dem kleinen Mädchen eine sogenannte sekundäre akute myeloische Leukämie entwickelt. Um diese heilen zu können, bekommt die kleine Kämpferin derzeit im Uniklinikum Jena hoch dosierte Chemotherapien und benötigt dazu dringend und zwingend eine Knochenmarktransplantation, da diese Leukämie mit Chemotherapie allein nicht heilbar ist. ( Freies Wort vom 8. Juli).

Die Gerataler Feuerwehr hat deshalb innerhalb kurzer Zeit im Rahmen der Aktion „Mit Blaulicht gegen Blutkrebs“ gemeinsam mit der Deutschen Stammzellenspenderdatei (DSD) eine Typisierungsaktion in der Fahrzeughalle in Gräfenroda auf die Beine gestellt, der am Dienstagabend mehrere Hundert potenzielle Stammzellenspender gefolgt sind. Die Mitarbeiter der DSD brachten das benötigte Material mit und berieten die Spender, wie der Wangenabstrich richtig angewendet wird. Lothar Hendrich von der DSD sagte, „wir sind froh, dass die Feuerwehr hier diese Aktion auf die Beine gestellt hat und wir diese Lokalität und die Beziehungen der Feuerwehr nutzen können, damit sich so viele Menschen wie möglich typisieren und in der Deutschen Stammzellenspenderdatei registrieren lassen können“.

64 Abstrichstellen

Eingeladen waren alle Frauen und Männer im Alter von 17 bis 55 Jahren, wobei die heute 17-Jährigen erst mit 18 Jahren als potenzielle Spender „freigeschaltet“ werden, so Hendrich weiter. „Die Menschen hinterlassen heute hier ihre Daten und eine Einverständniserklärung, dass aus dem Abstrich ein Laborbefund erstellt werden darf, dessen Ergebnis dann an das zentrale Knochenmarkregister nach Ulm gemeldet wird, auf das dann alle Krankenhäuser zugreifen können. Wenn in Deutschland kein Spender gefunden wird, wird die Suche europaweit und später weltweit ausgeweitet. Je mehr Menschen also typisiert werden, um so größer ist die Chance, einen Spender zu finden“, sagt Hendrich. Wenn sie das Datenblatt ausgefüllt haben, führen die Teilnehmer dann mit zwei Abstrichstäbchen je einen Wangenabstrich durch, die Stäbchen packen sie in einen eigens mit einem Barcode gekennzeichneten Umschlag. Dieser Umschlag wird dann noch am selben Abend ans Labor geschickt.

In den vergangenen Tagen haben die Gerataler Feuerwehrleute die Aktion vorbereitet, die Fahrzeughalle hergerichtet und insgesamt 64 Abstrichstellen an acht langen Tischen eingerichtet. Der Verein der Feuerwehrzwerge hat am Dienstag Bratwürste und Getränke an die Gäste verkauft. Der Erlös daraus soll den Eltern der kleinen Elsa zugute kommen. Die Brötchen dazu spendierte die ortsansässige Bäckerei Heym.

Kompliment an Feuerwehrleute

Neben vielen anderen ließ sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski typisieren. Er habe zufällig von der Aktion gehört und findet sie toll. Das Schicksal des kleinen Mädchens habe ihn, wie auch viele andere, sehr berührt. Er sprach den Feuerwehrleuten ein großes Kompliment für dieses tolle ehrenamtliche Engagement aus, diese Aktion über ihre eigentliche Arbeit hinaus auf die Beine gestellt haben.

Frau Dr. Reinhild Hugenroth ist die Leiterin der Gemeinnützigen Gesellschaft DSD in Dessau. Sie sagte, dass von rund 180 000 vorliegenden Datensätzen, die national und international abgefragt werden, nur rund ein Prozent Treffer dabei sind. Sie weiß am Dienstagabend auch, dass für die kleine Elsa zu diesem Zeitpunkt noch kein passender Knochenmarkspender gefunden worden ist und das Mädchen nun noch eine weitere Chemotherapie in Kauf nehmen muss. „Wir freuen uns sehr, dass uns die Gräfenrodaer mit dieser Typisierungsaktion so sehr helfen, zumal wegen Corona 50 bis 60 Prozent weniger Registrierungen vorgenommen wurden.“

Engagement über normales Maß

An der Organisation, Vorbereitung und Durchführung waren insgesamt 30 Helfer beteiligt, 20 Einsatzkräfte und zehn Vereinsmitglieder, zählt die Pressesprecherin der Gerataler Feuerwehr, Janet Grünke, auf. Die Aktion laufe sehr strukturiert ab, für die Einsatzkräfte gebe es einen eigenen Abstrichtisch, damit diese schnellstmöglich wieder ihrer Arbeit nachgehen können, so Grünke, die auch die tolle Zusammenarbeit mit der DSD lobte.

Geratals Bürgermeister Dominik Straube war einer der ersten Gäste, die sich typisieren ließen. „Ich bin froh und stolz darauf, was unsere Feuerwehr hier in Eigenregie geplant und umgesetzt hat. Natürlich hat die Gemeinde sie dabei nach Kräften unterstützt und für diese groß angelegte Aktion entsprechendes Personal dafür freigestellt. Dieses Engagement geht über das normale Maß hinaus“, lobt der Bürgermeister. Es habe alles Hand und Fuß und sei sehr professionell gestaltet. „Ich bin sehr beruhigt als oberster Feuerwehrmann in der Gemeinde, dass ich mich auf diese Leute hundertprozentig verlassen kann.“

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