Seit zwei Wochen gibt es nun aber Testgrabungen in der Sandstein-Grube. Und wie eine Bestätigung, dass es richtig ist, am Bromacker weiter zu forschen, hätten die Wissenschaftler gleich am ersten Tag den wohl "spektakulärsten Fund" gemacht, wie es Projektleiter Jörg Fröbisch vom Museum für Naturkunde in Berlin nannte: im Sandgestein sichtbare Gänge und Kammern, die Tiere in früher Urzeit gegraben haben. "Es waren sehr kleine Wirbeltiere, vielleicht 20 bis 30 Zentimeter lang", erklärte Fröbisch. Besonders sei der Fund deshalb, weil er womöglich der älteste und komplexeste seiner Art sei. Eine genauere Untersuchung steht noch aus.
Neben Knochen und Wirbeln hat das internationale Forscherteam in den vergangenen Tagen auch mehrere Teilskelette freigelegt. Gut 290 Millionen Jahre alt sind die Überreste aus dem Unteren Perm. Funde der Saurier-Art Seymouria sanjuanensis, zu der das "Tambacher Liebespaar" gehört, wurden auch in den USA gemacht. Für Forscher ist das ein Beleg für die Existenz des Urkontinents Pangäa. In diesem war im Zeitalter Perm sämtliche Landmasse der Erde vereint - ein sogenannter Superkontinent und gleichzeitig der bisher letzte seiner Art. Die Landschaft beim Bromacker habe damals wohl Gebieten wie in der heutigen Mongolei geähnelt, sagt Christoph
Heubeck, Professor für Allgemeine und Historische Geologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Es sei vielleicht eine Steppen-Graslandschaft gewesen, durchzogen von Flüssen.
Er und seine Geologen-Kollegen wollen mit ihren Kartierungsarbeiten, Bohrungen und anderen Untersuchungen den Paläontologen bei dem Projekt zusätzliches Wissen über die Landschaft, das Klima und somit die Lebensumstände der
Ursaurier liefern. Das helfe etwa auch dabei zu klären, wie die Tiere aussahen, ob sie etwa Fell hatten. "Ich fühle mich ein bisschen wie ein Kind, das mit anderen Kindern zusammen am Küchentisch sitzt und ein Puzzle zusammensetzt", beschrieb Heubeck die Aufgabe am Freitag.
Die Testgrabung soll noch bis Sonntag laufen, weitere Grabungen sind für Sommer 2021 geplant. Die Fossilien-Lagerstätte "Bromacker" ist seit mehr als 100 Jahren bekannt. Sie gilt als eine der ergiebigsten weltweit. Die Besonderheit der Fundstelle bestehe auch darin, dass bislang oft zu Spuren und Fährten - Kratzer oder eben die gegrabenen Gänge - auch die passenden Tierskelette dort entdeckt wurden. "Und das ist der absolute Hammer", sagt Tom Hübner, wissenschaftliche Mitarbeiter der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Aus seiner Sicht ist es keine Frage, ob es einen neuen Sensationsfund gibt - sondern eher wann.