Suhl - Während am Horizont ein super großer, voller und heller Mond scheint, steht er auch im Saal der Volkshochschule im Mittelpunkt. Es geht um die Mondlandung, die amerikanischen Astronauten im Juli 1969 glückte. Und um die Frage, ob dafür möglicherweise auch deutsche Spezialisten ihren Beitrag geleistet haben. Mit einem einfachen Ja oder Nein ist das sicher nicht zu beantworten. Aber vielleicht mit einem Ausflug in die deutsche Geschichte und in die der Raumfahrt, die tatsächlich schon 1232 begann, als im Krieg der Chinesen gegen die Mongolei erste Flugkörper mit Schwarzpulver angetrieben wurden. Der historische Abriss, den Olaf Kretzer, der Leiter der Suhler Sternwarte sowie der Volkshochschule "Karl Mundt", gibt, zeigt eine rasante technische Entwicklung auf. Und erstaunliche Verbindungen nach Thüringen. So lebte einst Hans Rudolf Palaoro (1919 - 1994) in Hirschbach, bevor er mit Wernher von Braun, der unter anderem wegen seiner NSDAP- und SS-Mitgliedschaft sowie des Baus der Vergeltungswaffe V 2, für den er KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter einsetzte, umstritten ist, nach Amerika gegangen ist. Dort blieb er bis zu seinem Lebensende. Mit ihnen und etwa 100 anderen Experten ging auch der Spezialist für Raketenantriebe, Arthur Rudolph aus Stepfershausen. Auch der Computer- und Raketen-Pionier Helmut Hölzer aus Bad Liebenstein - er war am Apollo-Projekt beteiligt - zog es über den großen Teich. Sein Sohn Hartmut Hölzer (76) lebt heute in Suhl. Auch er ist Ingenieur und war im Datenverarbeitungszentrum (DVZ) beschäftigt. Er hatte seinen Vater zum ersten Mal 1992 - da war er selbst schon Großvater - gesehen. Seine Mutter hätte damals mit ihm in die Staaten gehen können. Aber sie wollte in der Heimat bleiben. Trotz der langen Trennung habe er sich gut mit seinem Vater (er starb 1996) verstanden. Hartmut Hölzer hat nach Material seines Vaters geforscht. Dessen Doktorarbeit über den ersten Analog-Computer allerdings war verbrannt. Aber Aufzeichnungen von Vorträgen an der Humboldt-Uni Berlin und Fotos gab es noch. Die hat Hartmut Hölzer gesammelt, bearbeitet und auf einer CD Olaf Kretzer übergeben. Auch Helmut Hölzer ist eines der vielen Beispiele dafür, wie sich die Amerikaner des deutschen Raketen-Know-hows bedienten.