SEK in Gottfriedsberg Riesige Aufregung und großer Polizeieinsatz im 100-Seelen-Ort

Abgeriegelt von der Polizei: Stundenlang kein Durchkommen nach Gottfriedsberg wegen einer Bedrohungslage. Foto: Steffen Ittig

Solch eine Aufregung gibt es sonst nicht in Gottfriedsberg, dem kleinen 100-Seelen-Ortsteil Schleusingens: Aus einem Familienstreit resultiert dort eine Bedrohungslage, die mit großem Polizei-einsatz unblutig endet.

 
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„Herzlich willkommen ... in Gottfriedsberg, Ort der Stadt Schleusingen“, steht in schwarzer Schrift auf hellgrünem Untergrund auf einem Schild am Eingang des Schleusinger Ortsteils geschrieben. Etwas mehr als 100 Einwohner hat das kleine, beschauliche Gottfriedsberg, in dem sonst wenig Aufsehenerregendes passiert. Am Montag war das völlig anders, denn die Polizei riegelte den Ort ab 16.30 Uhr wegen einer Bedrohungslage ab und der Name Gottfriedsberg war plötzlich in den Medien präsenter denn je.

Was war geschehen: Ein Familienstreit eskalierte, Gerüchte von Drohungen, ein Mann wolle auf Menschen schießen, geisterten umher. Ein großer, mehrstündiger Polizeieinsatz mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) des Landeskriminalamtes Thüringen folgte, bei dem aber niemand verletzt wurde. Vom Lebensgefährten ihrer Mutter hatten eine Tochter und deren Mann sowie deren Rechtsanwältin die Herausgabe persönlicher Gegenstände der Mutter gefordert. Als der Hausbesitzer die Tür nicht öffnete zogen sie einen Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes hinzu, um ins Haus zu gelangen. Der 70-jährige Lebensgefährte äußerte daraufhin verbale Bedrohungen gegen die Personen, die sich vor dem Haus aufhielten, teilte die Polizei am Dienstag mit. Den Beamten war demnach bekannt, dass der Mann, ein passionierter Jäger, Waffen im Haus hat. Wegen dieser Gefährdungslage riegelten Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Hildburghausen den Ereignisort großräumig ab. Um 17.45 Uhr meldete sich der Hausbesitzer dann telefonisch bei der Polizei, heißt es in der Mitteilung. Beamte konnten ihn im fernmündlichen Gespräch dazu bewegen, sich zu stellen und zudem widerstandslos festnehmen zu lassen.

Die hinzugezogenen Spezialkräfte und ein Sprengstoffsuchhund durchsuchten nach Polizeiangaben anschließend das Haus komplett. Die Einsatzkräfte stellten dabei alle 14 im Haus befindlichen Waffen sicher. Der 70-jährige Mann sei im Anschluss einem Notarzt vorgestellt worden, um das weitere medizinische Vorgehen abzuklären. Der Arzt und der Sozialpsychiatrische Dienst hätten eingeschätzt, dass eine Einweisung in ein Fachkrankenhaus nicht notwendig sei. Nach Abschluss aller vor Ort erforderlichen Maßnahmen hätten Polizisten den Hausbesitzer um 22.05 Uhr aus dem Gewahrsam entlassen.

„Ich bin froh, dass die Ereignisse ohne Verletzte ausgegangen sind “, sagt Ortsteilbürgermeister Matthias Lepski, der unweit des betroffenen Hauses wohnt und den Besitzer persönlich kennt, am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. „Wir halten schon immer mal ein Schwätzchen, wenn er auf der Bank vor seinem Haus sitzt.“ Er habe „echt Angst gehabt, dass etwas passieren könnte“. Allerdings war er sich sicher, sein Fast-Nachbar werde trotz der emotionalen, verbalen Reaktion, keine Waffe einsetzen. „Er hätte nie geschossen. Um Gottes Willen, er ist ein umgänglicher, gerechtigkeitsliebender Mensch. Wer ihn kennt, der weiß das.“ Die Situation habe sich offensichtlich hochgeschaukelt. „Das hätte man vorher mit einem Anruf bei der Polizei regeln können und nicht per Schlüsseldienst, dann wäre solch ein Aufgebot nicht notwendig gewesen“, meint Lepski.

Die Disharmonie in Teilen der Familie sei im Dorf längst bekannt gewesen, sagt der Ortsteilbürgermeister. „Aber solch ein Ereignis wühlt die Menschen natürlich auf und die Gerüchteküche brodelt.“ Inzwischen werde zwar noch über die Geschehnisse vom Montag geredet, aber insgesamt sei weitgehend wieder Ruhe eingekehrt, zumal das große Polizeiaufgebot den Ort bereits am Abend wieder verlassen hatte. Wer nach Gottfriedsberg will, wird deshalb nicht mehr daran gehindert und vom „Herzlich willkommen“-Schild empfangen.

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