Registrierung geht ganz einfach Mit einer Stammzellspende zum Lebensretter werden

Jessie Morgenroth
GAW-Schulleiterin Cordula Schirbock, Sandra Straube, Lina Kosch und Sophia Peter (von links) präsentieren die Einwerfboxen zur Stammzellspenderregistrierung. Foto:Jessie Morgenroth Foto:  

Für Schüler und Lehrer des GAW-Instituts stand kürzlich ganz besonderer Unterricht auf dem Stundenplan: Sie wurden bezüglich Blutkrebs und einer Stammzellspende informiert. Nun können sie sich selbst als Spender registrieren lassen.

 
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Ilmenau - Den Spruch „Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein“ verbinden viele Menschen dank Medienkampagnen mit der Stammzellspende. Tatsächlich ist eine Registrierung recht einfach – und kann Leben retten. Dies haben kürzlich auch die Schüler und Lehrer des Ilmenauer GAW-Instituts für berufliche Bildung an Aktionstagen erfahren. Für sechs der insgesamt acht am GAW lernenden Klassen standen 90 Minuten Aufklärung zu Blutkrebs und der oftmals einzigen Therapieform, einer Stammzellspende, auf dem Stundenplan. Anschließend durften Interessierte eine Mappe mitnehmen, die eine Einverständniserklärung und die Utensilien zur Registrierung als Stammzellspender beinhaltet.

Die Idee zur Stammzellaktion hatte die Erzieherinnenschülerin Lina Kosch. „Ich wurde durch meine Familie früh mit dem Thema Krebserkrankungen konfrontiert“, erklärt sie. Auch durch das soziale Medium Instagram sei sie auf das Thema aufmerksam geworden. „Ich habe gesehen, dass ich helfen kann und wollte helfen.“ Für die Organisation der Aktionstage holte sie ihre Mitschülerinnen Sophia Peter und Sandra Straube mit ins Boot. Hierbei zu helfen sei „keine schwere Entscheidung gewesen“, so Sandra. Sophia und ihre Familie haben sich bei der Kampagne der Feuerwehr Geratal für die an Leukämie erkrankten zweijährigen Elsa typisieren lassen.

Auch Schulleiterin Cordula Schirbock ist begeistert von der Aktion. Sie ist selbst als Spenderin registriert, „und meine Kinder sind jetzt auch dabei“, sagt sie. Bereits vor den Sommerferien habe Lina die Idee an sie herangetragen, als Termin wurde Ende September festgelegt. Sechs Klassen mit je zwischen 20 und 25 Schülern haben bereits an der Aktion teilgenommen, für die zwei fehlenden Klassen gibt es nach den Herbstferien noch einen Termin. „Wir haben bestimmt 130 Schüler erreicht, die nun die Möglichkeit haben, sich registrieren zu lassen“, sagt Schirbock. Zudem hat jeweils ein Lehrer die Klasse während der Informationsaktion betreut, sodass auch die Pädagogen zur Stammzellspende informiert wurden und sich registrieren lassen können.

Beim Aktionsunterricht hat jeweils ein Helfer der DKMS via Onlineschalte eine Einführung zum Thema Blutkrebs und der Bedeutung von Stammzellspenden gegeben. Zudem war ein Echtspender zugeschaltet, der von seinem Werdegang zum Lebensretter berichtet hat.

Am vergangenen Donnerstag hatten auch die Schüler der Ausbildung zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau ihren Aktionsunterricht. Die DKMS-Helferin Julia erklärte den Schülern unter anderem, dass Blutkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Kindern ist. Für das Überleben der Patienten braucht es eine Stammzellspende – es muss also der sogenannte genetische Zwilling gefunden werden. In zwei Drittel der Fälle kommt kein familiärer Spender in Frage. Dann ist die einzige Hoffnung, dass der genetische Zwilling – der irgendwo auf der Welt leben kann – bei einer Stammzellspenderdatei registriert ist. „Jeder zehnte Patient in Deutschland findet keinen passenden Spender“, so Julia.

Von seiner Stammzellspende hat anschließend Hendrik berichtet. Er hat vor vier Jahren eine periphere Stammzellspende geleistet und somit einer 22-jährigen US-Amerikanerin das Leben gerettet. Bei 80 Prozent der Stammzellspenden handelt es sich um eine periphere Stammzellentnahme über die Arme, nur in 20 Prozent der Fälle ist eine Knochenmarkspende notwendig.

Für die Stammzellspende registrieren lassen können sich Menschen zwischen 17 und 55 Jahren. Eine Registrierung geht einfach mittels Wangen- und Mundabstrichen via Wattestäbchen. Diese Stäbchen waren auch in den Informationsmappen dabei, die die Schüler und Lehrer freiwillig mitnehmen konnten. Zuhause durften sie dann die Einverständniserklärung ausfüllen und die Abstriche machen. Für beides stehen noch bis Donnerstag Einwerfboxen in der Schule bereit. Schüler und Lehrer können sich also in Verbindung mit der Aktion direkt für die Stammzellspende registrieren.

Am Dienstagmorgen waren bereits 25 Stäbchen in der Box. „Das ist ungefähr die Hälfte von dem, was wir an Mappen ausgegeben haben. Das ist erst mal ok“, erklärt Lina Kosch. Die Organisatorinnen hoffen nun, dass bis Donnerstag noch weitere Stäbchen und Einverständniserklärungen hinzukommen. Bei ihren Mitschülern sei die Aktion zumindest sehr gut angekommen. „Alle waren begeistert“, so Lina. Viele ihrer Mitschüler seien bis dahin noch gar nicht zum Thema Stammzellspende informiert gewesen. „Es ist gut, dass wir Aufklärung leisten konnten.“

Während des Aktionsunterrichts haben die Schüler zudem erfahren, dass es auch ganz in der Nähe Menschen gibt, die dringend ihren genetischen Zwilling suchen. Auch der Schornsteinfeger Tom Drust sucht aktuell seinen Glücksbringer. Drust ist Schornsteinfegermeister in Erfurt und Ilmenau – und leidet an schwerer aplastischer Anämie, weshalb er nun auf eine Stammzellspende von seinem genetischen Zwilling angewiesen ist.

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Über Blutkrebs und die DKMS

Blutkrebs ist nach wie vor die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Kindern. Viele Patienten überleben nicht ohne eine Stammzellspende. Je schneller ein „Match“ gefunden wird, desto größer sind die Überlebenschancen der Patienten. Die drei wichtigesten Blutkrebsgruppen sind Leukämien, Lymphome und Myelome.

Neben den verschiedenen Arten von Blutkrebs gibt es noch eine Reihe anderer Erkrankungen, bei denen die Stammzelltransplantation oft die einzige Chance auf Heilung ist. Dazu gehören die Thalassämie und die Sichelzellanämie. Beide Erkrankungen sind genetisch bedingt, insbesondere Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Dies gilt auch für die mehr als 300 Krankheitsbilder, die als schwere angeborene Immundefekte gelten. Sie werden meist schon im frühen Kindesalter diagnostiziert und können mit einer Stammzellspende therapiert werden.

In Deutschland erkrankt alle 12 Minuten ein Mensch an Blutkrebs. Die DKMS hat sich als internationale gemeinnützige Organisation dem Kampf gegen Blutkrebs verschrieben. Sie wurde 1991 in Deutschland von Peter Harf gegründet und verfolgt mit mehr als 1000 Mitarbeitern das Ziel, möglichst vielen Menschen eine zweite Lebenschance zu geben. Dies ist bis heute mit mehr als 11 Millionen registrierten Lebensspendern durch die Vermittlung von Stammzellspenden bereits mehr als 95 000 Mal gelungen. Die DKMS ist weltweit führend in der Versorgung von Patienten mit Stammzelltransplantaten.

Neben Deutschland ist die DKMS auch in den USA, Polen, UK, Chile und Südafrika aktiv. In Indien wurde mit dem Bangalore Medical Services Trust das Joint Venture DKMS-BMST gegründet. Bis Mitte 2021 wurden Stammzellspenden für Menschen in 57 Ländern vermittelt. Quelle: DKMS

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