Parteiaustritt Schmidt verlässt die Grünen

Das war einmal: Katharina Schmidt 2019 zur Landesdelegiertenkonferenz in Erfurt. Inzwischen ist sie aus der Partei ausgetreten. Foto: privat

Kreistagsmitglied Katharina Schmidt ist nach zwölf Jahren aus den Grünen ausgetreten. Warum, das lesen Sie hier.

 
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Die Nachricht kam zwar überraschend, entsprang aber keiner Affekthandlung, sondern war ebenso wohl überlegt wie der Zeitpunkt. Das sagt die Person, um die es sich darin dreht: Katharina Schmidt hat am Dienstag nicht nur ihren Austritt aus den Grünen mitgeteilt. Das 35-jährige Kreistagsmitglied aus Zeilfeld hat seinen Schritt in einer Presseinformation auch ausführlich begründet. Katharina Schmidt hatte sich in zwölf Jahren Mitgliedschaft zu einem prägenden Gesicht der Grünen im Regionalverband entwickelt und 2019 für den Landtag kandidiert. Sie war von 2020 bis 2022 zwei Jahre lang Mitglied des Landesvorstandes und bis zuletzt Sprecherin des Regionalverbandes Sonneberg-Hildburghausen, der am Montag neu gewählt hat. Wegen ihres bevorstehenden Austritts kandidierte Schmidt, die als Lehrerin arbeitet, nicht wieder. „Ich war am Montag sehr traurig und habe gemerkt, wie viele Leute hinter mir gestanden haben“, sagt sie am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. „Ich habe auch heute viele positive Rückmeldungen erhalten.“

Wenn sie die Mitgliedschaft mit einer Beziehung gleichsetze, dann „würde ich sagen: Wir haben uns auseinander gelebt“, schreibt Katharina Schmidt in ihrer Mitteilung. Sie und die Partei hätten vor zwölf Jahren, als sie in die Grünen eingetreten war, „absolut gleiche Interessen“ gehabt. Sie habe leidenschaftlich gegen die Fällung vieler Bäume gekämpft und zusammen mit Parteimitgliedern Bäume gepflanzt. Die Beziehung zwischen Schmidt und der Partei habe es in der hiesigen Region aber „nie leicht“ gehabt. Sie als „Kind vom Dorf“ und die Partei als „ein Stadtkind durch und durch“. Deshalb „habe ich Schnittstellen zwischen uns gesucht“, schreibt Schmidt, „habe unsere Beziehung sogar so sehr vertieft, dass ich im Landesvorstand landete“. Allerdings gab es nach Schmidts Angaben Stimmen, „die wollten jemanden wie mich und meine Ideen nicht haben“, denn diese „waren zeitweise nicht sehr bequem“.

Im Landkreis Hildburghausen, in dem die Grünen seit Jahren nur eine Nebenrolle spielen, habe sie „mehr oder weniger heimlich Schadensbegrenzung betrieben“, um den hier „ohnehin schlechten Ruf nicht noch weiter zu zerstören“. Dazu zählten nach ihren Angaben Versuche, in den Dialog mit Montagsspaziergängern und Windkraftgegnern zu treten. „Das mulmige Gefühl“, aus der Partei dafür keine Unterstützung zu haben, sei aber immer größer geworden. Außerdem habe die Partei ihr Wort gebrochen und die versprochene Landtagswahl platzen lassen. Das Vertrauen ineinander wurde laut Schmidt immer weiter auf die Probe gestellt – _bis zur Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg. Die Partei sei in ihren Forderungen immer lauter geworden und „ich immer leiser“, schreibt Schmidt. „Es schien mir unmöglich, innerhalb unserer Beziehung Deine Überzeugungen noch zu drehen oder andere Schwerpunkte zu setzen.“

Sie habe als Mitglied der Partei viele ehemals gute Freundinnen und Freunde verloren. Ihre letzte Hoffnung auf eine weitere Zusammenarbeit in den Grünen sei zum Landesparteitag Anfang März dieses Jahres in Walldorf „unwiederbringlich zerstört“ worden. Schmidt wollte wissen, ob dort tatsächlich alle so denken: „Ob man mit Waffen Frieden schaffen kann?“ Die Partei habe ihr aber umgehend gezeigt, wo sie trotz Mitgliedschaft stehe: „schon nicht mehr am Rande – sondern außerhalb“. Sie könne das Agieren der Grünen „nicht mehr verteidigen, geschweige denn gutheißen“. Deshalb hätten sich die Wege jetzt getrennt.

Katharina Schmidt will sich treu bleiben und ihre Grundsätze nicht aufgeben. „Ich stehe weiterhin für einen ökologischen Umbau der Gesellschaft, für die Erhaltung unserer Natur und ihrer Geschöpfe, für eine aktive Friedenspolitik im Großen wie im Kleinen, für Gleichberechtigung und sozialen Ausgleich“, teilt sie mit. „Vor allem stehe ich aber für ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe! Für das Akzeptieren anderer Meinungen und einen wertschätzenden Umgang mit meinen Mitmenschen.“

Auch künftig will sich Katharina Schmidt im Kreistag politisch engagieren – allerdings als parteiloses Mitglied der Fraktion Links/Grün/Aktiv. Sie ist zudem im Nabu sowie im Verein Co-Working Hildburghausen aktiv. „Ich werde werde weiterhin dafür arbeiten, die Situation im ländlichen Raum zu verbessern“, verspricht sie, „als Teil der vielen engagierten Netzwerke und Zusammenhänge, die in unserer Gegend in den vergangenen Jahren entstanden sind“.

Neue Sprecherin des Vorstandes

Wahl
Der Regionalverband Sonneberg-Hildburghausen hat Nancy Schwalbach (Lauscha) am Montag in der Mitgliederversammlung in Hildburghausen zur Sprecherin des Vorstandes gewählt. Zweiter Sprecher ist Michael Binek (Themar). Heidi Büttner (Schalkau) bleibt Schatzmeisterin. Der bisherige zweite Sprecher, Daniel Schümann (Sonneberg), fungiert künftig als Beisitzer.

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