München - Am letzten Verhandlungstag vor der Sommerpause im Münchner NSU-Prozess hat Bundesanwalt Herbert Diemer die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe mit deutlichen Worten kritisiert. Die mühselige und langwierige Prozedur ihrer Vernehmung gebe es nur deshalb, weil sie sich weigere, Fragen mündlich in der Verhandlung zu beantworten und stattdessen nur nach «reiflicher Prüfung» Antworten von ihren Anwälten verlesen lasse, monierte Diemer am Dienstag. Der nächste Verhandlungstag im dem Mammutprozess wegen rassistisch motivierter Morde des «Nationalsozialistischen Untergrunds» ist für den 31. August geplant.

Bundesanwalt Diemer widersprach am Dienstag pauschal Beanstandungen, die Zschäpes Plichtverteidiger Wolfgang Heer am Vortag zu einzelnen Fragen von Nebenklägern angebracht hatte. Diese Fragen der Nebenkläger seien keineswegs «unzulässig und entehrend» gewesen, sagte Diemer. Angesichts der von Zschäpe gewählten Methode müsse es möglich sein, Fragen bis in den juristischen «Grenzbereich» zu stellen. Sonst könnten sie als spätere Nachfragen erneut auftauchen. Damit drohe in dem Prozess eine «endlose Schleife der Befragung», was aber «zeitlich nicht vertretbar» sei.

Das Gericht vernahm zudem einen früheren Leiter des polizeilichen Staatsschutzes in Jena. Dabei ging es um den mutmaßlichen NSU-Waffenbeschaffer Ralf Wohlleben und dessen politische Einstellung. Der Beamte sagte, Wohlleben sei ihm in den 1990er Jahren als Organisator von rechtsextremen Veranstaltungen aufgefallen. Er sei auch als Redner aufgetreten. Wohlleben ist angeklagt, die Mordwaffe vom Typ «Ceska» organisiert sowie gewusst und gebilligt zu haben, dass damit Zuwanderer erschossen wurden.

Die beiden NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen mit der Pistole neun türkisch- und griechischstämmige Gewerbetreibende aus rassistischen Motiven ermordet haben. Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sie ist als einziges überlebendes Mitglied des NSU wegen Mittäterschaft angeklagt. dpa