Laute Paarungszeit Der Buchfink schmettert sogar Dialekt

Der Frühling ist da und vor den Schlafzimmerfenstern tobt ein Orchester aus  Vogelstimmen. Genießen Sie es jetzt: In ein paar  Wochen ist es verstummt.

 
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Hildburghausen - Wer sagt, er habe „von Vögeln keine Ahnung“, der erntet meistens Gelächter. Das Wort Vögeln ist eine  vulgäre Bezeichnung für Geschlechtsverkehr. Es  entstammt noch dem Mittelhochdeutschen und bezeichnete auch dort schon  den Vorgang des Begattens.
Dabei ist die Paarung unter den Vögeln und die kurze Zeit danach  auch ein Vergnügen für die Ohren. Vögel singen nämlich fast nur zur Brutzeit. Daher hört man Vogelgesang vor allem ab dem Spätwinter bis Ende Juli. Vor allem von Ende April bis Anfang Juni kann man besonders viele Arten gleichzeitig hören, wie die Experten des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklären.

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Während der moderne Mensch die Unterschiede zwischen Frau und Mann auf alle erdenklichen Arten auszumerzen sucht, ist bei den Vögeln noch alles in der alten Ordnung: Meist singen nur die  Männchen, um ihre Reviere abzustecken und Weibchen anzulocken. Die Männchen sind auch meist viel farbenfroher.

Fast alle Vogelarten beginnen bereits vor Sonnenaufgang zu singen, die ersten schon, wenn es noch fast vollständig dunkel ist. Mit fortschreitendem Frühjahr verlagert sich das Morgenkonzert in immer frühere Morgenstunden und mancher Mensch wird von der Vögelei aus dem Schlaf gebracht.
Fast alle Vogelarten singen früh am Morgen am intensivsten. Dabei hat jede Vogelart einen anderen Zeitpunkt für ihren Einsatz. Wer später ins Konzert hineinhört, ist von der Vielzahl der Stimmen überwältigt. Wer früh aufsteht, kann dies beim Erkennen und Lernen der Vogelstimmen ausnutzen.  Nach einer Weile kann er dann sagen: „Von Vögeln hab’ ich jede Menge Ahnung.“ Im Sommer ist das  Morgengezwitscher dann abrupt vorbei – ohne Zugabe.

1 Gartenrotschwanz: singt in der Dämmerung  etwa  80 Minuten vor Sonnenaufgang, April bis Juli. Der Gesang besteht aus recht eingängigen, in der Länge stark variierenden Strophen, die in drei, teils wiederkehrende Teile eingeteilt werden können. Die Einleitung ist wenig variabel, flötend melodisch und etwas in die Höhe gezogen, also etwa hüit oder tü-li.   Ein Gesangsbeispiel könnte  lauten: tüli – tri-tri-ti – tri-lui-dididi-tridi.

2 Hausrotschwanz: etwa 70 Minuten vor Sonnenaufgang, März bis Juli. Der Reviergesang besteht aus einer  in drei Abschnitte gegliederte Strophe, die 2,5 bis etwa 4 Sekunden dauert. Der Anfangsabschnitt klingt etwas mühsam und gepresst und lässt sich ungefähr mit jirr tititi wiedergeben, wobei die Lautstärke gegen Ende hin zunimmt. Nach einer Pause von ungefähr einer Sekunde folgt der charakteristische kratzende, geräuschartige Mittelteil, der in den wieder deutlich modulierten Schlussteil übergeht – etwa wie krchrch-tütititi.

3 Rauchschwalbe: etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, April bis Juli. Der Ruf ist ein hohes wid wid und wird als Kontakt- und Lockruf verwendet. Der Gesang  ist ein rasch fließendes, melodisches Gezwitscher aus vielen obertonreichen und einigen schnarrenden Elementen.

4 Singdrossel: 55 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juli. Der Erregungsruf ist ein kurzes djück oder djück-djück, das bei starker Erregung in ein heftiges Zetern übergehen kann. Der Gesang  besteht aus mehrsilbigen Elementen, die  zwei- bis dreimal wiederholt werden ( tülip tülip tülip – tschidi-trü tschidi-trü tschidi-trü – didi didi didi). Zwischen diese Reihen werden auch einzelne, nicht wiederholte Roller oder Triller eingestreut.  Bisweilen werden  Stimmen anderer Arten in die Strophen eingebaut. Eine Singdrossel singt bisweilen bis zu 50 Minuten lang, meist wird aber ein solcher Dauergesang durch kurze Pausen, beispielsweise  beim Ortswechsel, unterbrochen. Der Balzgesang ist leiser und weniger flötend.

5 Rotkehlchen: 50 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juli. Der Gesang des Rotkehlchens ist mit 275 nachgewiesenen Motiven äußerst variabel. Der Balzgesang richtet sich an Weibchen, die möglicherweise am Revier vorüberziehen. Er lässt jedoch abrupt nach, wenn eine Verpaarung zustande kommt. Erfolgt jedoch gleich darauf wieder die Trennung, kann er innerhalb von Stunden in alter Stärke wieder ertönen. Insbesondere wenn das Risiko einer Kopulation durch ein fremdes Männchen am höchsten ist, verstärkt der verpaarte Revierbesitzer den Gesang, um Eindringlingen seine Aggression zu zeigen

6 Kuckuck: 50 Minuten vor Sonnenaufgang, April bis Juni. Das Weibchen lässt bei Erregung zur Brutzeit einen trillerartigen Laut hören, der aus einer hart betonten, schnellen Folge von Tönen besteht. Seltener äußert es ein lautes Kichern, das etwa wie hach hachhach klingt.
7 Amsel: 45 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juli. Die melodiösen Strophen klingen für menschliche Ohren eingängig und gefällig, ganz im Gegensatz zu dem von beiden Geschlechtern bei Erregung zu hörenden Zetern dackderrigigigi duck duck.

8 Goldammer: 45 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juni. Die Rufe klingen tsr, zik oder zrk. Der Gesang dagegen besteht aus einer Serie kurzer Einleitungstöne und einem gedehnten Schlussteil. Anhand der kleinen Pause zwischen dem Ti-ti-ti-ti-ti-ti und dem Tüüüüüh, kann man das ungefähre Alter der Goldammer erkennen. Bei Jungvögeln ist diese Pause kurz.

9 Mönchsgrasmücke: 45 Minuten vor Sonnenaufgang, März bis Juli. Der typische Gesang beginnt mit einer leise schwätzenden Strophe und nimmt dann plötzlich an Lautstärke zu. Diese aus flötenden Tönen bestehenden, kurzen Strophen klingen „überschlagend“. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes der Mönchgrasmücke haben sich etliche Dialekte entwickelt. Neben dem Gesang ist häufig ein schmatzender Erregungslaut zu hören, etwa wie tak oder tek, der an aufeinander schlagende Kieselsteine erinnert und in rascher Folge mehrfach wiederholt wird. In schnellerer Abfolge auch als dededede oder täg täg täg.

10 Zaunkönig: 40 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juli. Der  Gesang des Männchens ist schmetternd laut mit Trillern und Rollern und endet abrupt. Er setzt sich aus etwa 130 verschiedenen Lauten zusammen. Von höheren Singwarten vorgetragen, ist er  auf eine Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. Eine vollständige Strophe ist in der Regel vier bis fünf Sekunden lang. Sie wird in die Bestandteile „Einleitung – Schmettertour – Zwischentöne – Schmettertour – Zwischentöne – Roller“ unterteilt. Weibchen singen weniger laute, einfache Lieder.

11 Zilpzalp: 45 Minuten vor Sonnenaufgang, März bis Juli. Der markante, recht eintönige Gesang, auf den sich der deutsche Name bezieht, klingt wie zilp-zalp-zelp-zilp-zalp, wobei die einzelnen Elemente in der Tonhöhe wechseln. Dazwischen werden oft zwei bis fünf harte, etwa wie trrt klingende Laute eingebaut.  Der Lockruf ist ein einfaches, weiches, pfeifendes und am Schluss betontes huid.

12 Blaumeise: 35 Minuten vor Sonnenaufgang, Januar bis Juni. Der typische Reviergesang der Blaumeise beginnt mit zwei bis drei hohen zizi oder zizizi. Diesen folgt ein Triller in etwas tieferer Tonlage, der aus fünf  bis 15 kürzeren Elementen besteht.

13 Kohlmeise: 30 Minuten vor Sonnenaufgang, Januar bis Juni. Als Kontaktruf zwischen Partnern kommen auf kurze Distanz ein leises, oft mehrfaches sit oder ein weiches dü zum Einsatz, auf größere Entfernung ein hohes, weich flötendes di düi. Sind Partner weiter voneinander entfernt, wird oft mit einzelnen Gesangsmotiven (etwa idä) gelockt, haben sie den Sichtkontakt verloren, wird bisweilen eine ganze Reihe wie etwa didedidedi vorgebracht. Dem Gruppenzusammenhalt (beispielsweise bei einem Altvogel mit mehreren Jungen im Gefolge) dient ein si – wüwüwü.

14 Fitis: 22 Minuten vor Sonnenaufgang, April bis Juni. Der Gesang des Fitis erinnert an den des Buchfinks, ist aber sehr viel gesäuselter.

15 Stieglitz: 20 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juni. Der Stimmfühlungsruf äußert sich mit aus mehreren Elementen bestehenden Gebilden wie dudidelet oder didudit. Bei Erregung geben Stieglitze ein scharfes zidi von sich. Der Aggressionsruf besteht aus einem harten, schnarrenden tschrr. Flügge Jungvögel betteln mit di-wet-wet di-wet-wet. Der Gesang des Stieglitzes ist eine sehr hastig vorgetragene Strophe, die unter pendelnden Bewegungen vorgetragen wird. Er wird oft mit einer schnellen zwitschernden Folge der Rufe eingeleitet, der mehrere Triller und Schnörkel folgen.

16 Grünfink: 15 Minuten vor Sonnenaufgang, Januar bis Juli. Der Ruf  ist ein kurzes, kräftiges jüpp, das meist in schnellen Serien wiederholt wird. Es wird auch zu einem kurzen Trillern gesteigert, das etwa wie djüp-rüp-rüp klingt.  Ein unmusikalisches, vibrierendes und krächzend nach dschrüüüüjuh klingender Ton (wie das Geräusch beim Aufziehen einer Armband- oder Taschenuhr – wonach der Vogel auch den Spitznamen Uhrmacher hat), der mit langen Pausen wiederholt wird. Der andere Typ  ist angenehmer, langgezogen und ähnelt dem des Kanarienvogels. Er besteht aus Trillern, Pfiffen und schnellem Zwitschern und klingt etwa wie djüpp-djüpp-djüpp djürrrrrrrr tuj-tuj-tuj duÍT tjipp-tjipp-tjipp-tjipp dürdürdürdür djürrrrrrr oder ähnlichem.

17 Star: 15 Minuten vor Sonnenaufgang, Januar bis September. Die Stare geben in komplexer und vielfältiger Weise ihre Laute von sich. Einige Arten nutzen ihre Begabung, um Laute anderer Tiere und Vogelarten zu imitieren.  Andere  imitieren auch Teile der menschlichen Sprache oder von Alarmanlagen der Autos.

18 Buchfink: 10 Minuten vor Sonnenaufgang, Februar bis Juli. Der Kontakt- und Alarmruf des Buchfinken ist ein lautes pink, pink, sein Flugruf ein gedämpftes jüp, jüp. Laut und durchdringend singt er ab März etwa wie zizizizjazjazoritiu-zip oder zipzipzip. In unterschiedlichen Lebensräumen sind abweichende Rufe, so genannte regionale Dialekte, zu vernehmen – also fränkische Buchfinken. Neben dem namensgebenden Lockruf pink (oder fink) gibt es noch das in manchen Gegenden Deutschlands und Großbritanniens als Regen verkündend angesehene trürr (oder trüb). Dieser „Regenruf“ kann manchmal auch zweisilbig vorgetragen werden.

>>> Zur Vogeluhr des NABU