Hassberge Begabter Baumeister und Biotop-Manager

Günther Geiling
Hier sieht man an der Weiherkette Gemünda-Jesserndorf, wie sich der Biber auf den nahen Winter mit seiner Biberburg vorbereitet. Foto: Geiling

Der Biber lebt monogam. Einen neuen Partner sucht er erst, wenn dieser stirbt. Gemeinsam baut man am gemütlichen Heim - und kommt dabei dem Menschen in die Quere.

 
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Kreis Haßberge - Der Biber ist nach dem südamerikanischen Wasserschwein das zweitgrößte Nagetier der Erde und ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. So kann er bis zu 15 Minuten lang tauchen. Mit wenig Aufwand schafft er, wofür Menschen schweres Gerät und viel Energie einsetzen müssen. Manche Biberburgen erreichen über zwei Meter Höhe und rund zehn Meter Durchmesser, wobei ihre Eingänge stets unter Wasser liegen.

Früher wurde der Biber sogar vielseitig genutzt. Biberbraten galt im Mittelalter als Delikatesse. Sein Fleisch diente als Fastenspeise, da ihn die katholische Kirche zum Fisch erklärt hatte. Aus seinem Pelz wurden wärmende Mäntel und Hüte hergestellt und das Bibergeil, ein Sekret, wurde als Wundermittel angesehen. Diese vielseitige Nutzung führte im 19. Jahrhundert in ganz Europa durch direkte menschliche Nachstellung zu einer fast vollständigen Ausrottung.

Nun ist der Biber wieder da. Interessant auch, dass Biberpaare eine lebenslange Ehe eingehen. Nur wenn einer der Partner stirbt, sucht der Überlebende einen neuen Partner. Die Paare bekommen zwei bis drei Junge pro Jahr; diese bleiben zwei Jahre in der Familie und meist erlebt nur eines die ersten zwei Jahre bis zur Geschlechtsreife. Ein Biber kann zwölf bis 14 Jahre alt werden. Jede Familie besitzt ein Revier, das bis zu sieben Kilometer lang sein kann.

Große Tiere werden bis zu 1,3 Meter lang und werden bis zu 30 Kilo schwer, wobei sie es normalerweise aber nur auf bis zu 20 Kilo bringen. Die Fähigkeit, Dämme zubauen, ist dem Biber angeboren und er baut diese nur, wenn es notwendig ist. Hauptzweck der Dämme ist es, eine Wassertiefe von mindestens 80 cm zu sichern, um den Eingang zum Bau unter Wasser zu halten. Der höhere Wasserstand erlaubt auch sicheres Tauchen und verhindert, dass Gewässer im Winter bis auf den Grund zufrieren. Kein anderes Tier hat auch die Eigenart, im Winter Bäume zu fällen. Das liegt an der ausschließlich vegetarischen Ernährungsweise des Bibers. Wenn im Winter die pflanzliche Nahrung rar wird, schließt er die Nahrungslücke mit Hilfe seiner kräftigen Schneidezähne. Er nagt solange am Baum, bis der zu Boden fällt. Präzise Rillen aus der Arbeit der Schneidezähne bleiben am Stamm zurück, ebenso die Holzspäne. Der Biber frisst nur den Bast und die grobe Borke. Die Äste nutzt er für seine Biberburg. Im Sommer ernährt er sich von Gräsern, Kräutern, nutzt aber auch Feldfrüchte wie Mais, Zuckerrüben oder Getreide von Ackerflächen.

Die meisten Biber fällen regelmäßig Bäume, was zu Konflikten mit deren Besitzern führt. Auf der anderen Seite helfen sie mit, Gewässer und Auen wieder naturnaher zu gestalten. Landesweite Zahlen aus über zwei Jahrzehnten "Bibermanagement" belegen, dass es in rund 70 Prozent der bayerischen Reviere angebliche keine oder keine größeren Konflikte gibt. In Bayern gibt es heute schätzungsweise 22 000 Tiere in 6 500 Revieren (Stand 2018). Natürlich kommt es durch das fleißige "Werkeln" des Nagers auch zu Situationen, in denen guter Rat gefragt ist. Da Biber ihre Aktivitäten meist auf einen schmalen Streifen von 20 m entlang des Gewässers beschränken, lassen sich Probleme vermeiden, indem dieser Streifen nicht für Ackerbau, Fischteiche oder Kläranlagen genutzt werden. Das wäre aus Sicht des Trink- und Hochwasserschutzes ohnehin sehr wünschenswert. gg

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