Guter Zuspruch Der „Dorfkoalenner“, nicht nur für 2021

Anne-Dorothea Barthelmes, Judith Wüst, Harald Heim und Ramona Schmuck (von links) haben sich um den besonderen Kalender für das jetzt beginnende Jahr 2021 bemüht. Vielleicht gibt es wegen des großen Zuspruchs sogar einen neuen für 2022. Foto: MT/Iris Friedrich

Ein Kalender wie ein Geschichtsbüchlein? Die Kaltenwestheimer haben ihn für 2021 erfunden.

 
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Kaltenwestheim - Er sollte ein Schmäckerchen zur 1250-Jahrfeier sein und eigentlich im Sommer 2020 zur Festwoche verkauft werden: ein Kalender mit Motiven aus Kaltenwestheim. Eine Premiere, die so recht zum Jubiläumsjahr gepasst hätte. Nun hat man die Jahrfeier aus bekannten Gründen verschoben – den Kalender gibt es trotzdem. Er wurde äußerst gut angenommen und ist momentan ausverkauft. „Der passte so richtig schön unter jeden Weihnachtsbaum“, sagt Ortsteilbürgermeister Harald Heim über das im Format A3 erschienene Druckwerk. Die Idee dafür hatte Anne-Dorothea Barthelmes schon lange: Für Freunde und Bekannte fertigt sie schon seit vielen Jahren Kalender.

Dieser hier aber ist etwas Besonderes: Er zeigt Ansichten aus dem Dorf und stellt dabei früher und heute nebeneinander. Judith Wüst, die seit vielen Jahren die Chronik des Dorfes führt, hat einen großen Fundus an Fotos und war für das Projekt schnell zu begeistern, ebenso Ramona Schmuck, die sich zur Vorbereitung der Jahrfeier in die bereits erschienene Festschrift über Kaltenwestheim und nun auch in den Kalender „hineingekniet“ hat. Rudi Barthelmes als Designer leistete ebenfalls seinen fachlichen Beitrag, und so ist das in 150 Exemplaren gedruckte Kalendarium ein kleines Schatzkästlein der Geschichte geworden. „Wenn man den unteren Rand mit der Datumsleiste am Jahresende 2021 abschneidet, kann man diesen Kalender auch übers Jahr hinaus ewig an der Wand haben“, sagt der Ortsteilbürgermeister. Denn die Kalenderblätter von Januar bis Dezember bieten schöne Dorfansichten von heute und zeigen ebenfalls, wie es hier vor Jahrzehnten, ja sogar vor Jahrhunderten ausgesehen hat.

„Das älteste Foto stammt von 1898“, sagt Anne-Dorothea Barthelmes, die als eine begeisterte Sammlerin von historischen Dokumenten und Artefakten bekannt ist. Das besagte Foto stammt von Pfarrer Floehl. Wie sehr Geschichte bis in Dorle Barthelmes’ eigenes Wohnhaus hineinrankt, zeigt ein anderes Foto des Kalenders: Das Bild von Weihnachten 1908 in einem Waestemer Bauernhaus ist just in dem Zimmer entstanden, wo der neu herausgegebene Kalender erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Zwei besondere Blätter sind dem Jahreskalender vorangestellt: Gewerbetreibende, Selbstständige und Handwerker haben sich hier verewigt, von der Tortenbäckerin über den Kfz-Service bis zum Baumkletterer, vom Schnitzermeister bis zum Arzt und zum Software-Architekten. Und es stimmt wohl, was die Kalendermacher darüber geschrieben haben: „Doas mäist goabs fröher net en Wäeste“. Ebenso wie dieser Satz sind auch ein paar andere Beschreibungen in Kaltenwestheimer Mundart verfasst, etwa beim Foto „Mellich-Walter on dee Saelma“.

Die Kalenderblätter zeigen, wie sich das Dorf zu einem schmucken Rhöner Ort entwickelt hat, in dem es sich gut leben lässt – zu sehen auf Fotos verschiedener Straßenzüge, von der Dorfmauer, der Schule oder der Mühlen. Aber auch an den großen Dorfbrand 1945 wird erinnert.

Der Kalender ist aus der Kaltennordheimer Stadtkasse vorfinanziert worden, erklärt Ortsteilbürgermeister Harald Heim, alle Erlöse fließen auch wieder in diese.

Wer übrigens noch eines der historischen Hefte über das Dorf im Lottetal – die Festschrift mit den vielen Infos über die Vereine und die Geschichte – kaufen möchte, der kann dies auch noch tun. In einer Auflage von 500 Exemplaren war diese erschienen. Und auch das Mundartbuch von Anne-Dorothea Barthelmes „Bee me en Wäeste emoa geschwatzt hoat“ ist wegen großer Nachfrage gerade noch einmal nachgedruckt worden. Für den Kalender möchten die Macher nicht ausschließen, dass es ihn auch fürs Jahr 2022 geben könnte. Material dafür gibt es wirklich noch zuhauf.

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