Gemischte Fußball-Teams „Ich finde das gut“

Noch getrennt, in Zukunft auch vereint? In Thüringen ist das (noch) nicht möglich. Foto: frankphoto.de/Karl-Heinz Frank

Seit 2022 dürfen Frauen und Männer im Amateurfußball theoretisch gemeinsam in gemischten Teams spielen. So hat es der DFB beschlossen, einige Landesverbände haben ihre Spielordnungen bereits angepasst. Auch Thüringens Frauenfußball-Chefin Anja Kirchner vom Thüringer Fußball-Verband findet die Idee gut.

 
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Im Sommer 2022 passierte im deutschen Fußball eine kleine Revolution. Seit der Saison 2022/2023 dürfen Frauen und Männer im Amateurbereich gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Möglich macht’s ein auf vier Jahre angelegtes Pilotprojekt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Vorbild war der Königliche Niederländische Fußballbund KNVB. Der startete das Projekt im Jahr 2020, nachdem Spielerin Ellen Fokkema forderte, auch als Erwachsene mit Jungs in einem Team spielen zu dürfen. Das ist nun nach der Entscheidung des DFB auch in Deutschland möglich.

Als erster Landesverband passte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) seine Spielordnung an. In Paragraf 39, Absatz 3 heißt es jetzt: „Der Einsatz einer Spielerin, die das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist in einer Herrenmannschaft in allen Verbands- und Freundschaftsspielen sowie in Hallen- und Futsalspielbetrieb, beim Beachsoccer, Seniorenfußball und im Freizeit- und Breitenfußball erlaubt.“

Mit dem neu geschaffenen Miteinander sollen Frauen buchstäblich am Ball gehalten werden. Zu viele Spielerinnen würden nach der Jugend mit dem Kicken aufhören, weil die Optionen im Frauenbereich fehlten, so Sandra Hofmann, Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im BFV gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Kritiker befürchten, dass durch den Fall der strikten Geschlechtertrennung noch mehr reine Frauen-Mannschaften verschwinden könnten, weil sich die Spielerinnen Männerteams anschließen.

Beratung der Fußballkreise

In Thüringen ist die Zahl der Frauen-Mannschaften bereits seit langem rückläufig. Im Jahr 2000 zählte die Statistik des DFB im Freistaat noch 146 Frauen- sowie 61 Mädchen-Teams (bis 16 Jahre). 2022 waren es noch 55 beziehungsweise 29. Einen Frauenfußball-Boom nach der für die deutschen Frauen so erfolgreichen EM im vorigen Sommer habe sie nicht feststellen können, sagt Anja Kirchner. Wohl auch wegen des anhaltenden Niedergangs des Frauenfußballs im Freistaat hält Kirchner gemischte Mannschaften für eine gute Alternative. „Ich finde das gut“, sagt die Verantwortliche für Frauen- und Mädchenfußball im Thüringer Fußball-Verband. Zwar habe es bislang keine einzige Anfrage von Vereinen oder Spielerinnen zu einer Aufnahme in einem Männerteam gegeben, dennoch wolle Kirchner das Thema in der kommenden Woche, wenn sie sich mit den Frauenfußball-Verantwortlichen der neun Thüringer Fußballkreise trifft, ansprechen.

Neu: Mädchen bei den A-Junioren

Wahrscheinlicher als die Einführung von gemischt-geschlechtlichen Erwachsenen-Mannschaften dürfte in Thüringen die Umsetzung eines Plans sein, den der DFB auf den Weg gebracht hat. Künftig sollen Mädchen auch bei den Jungs der A-Junioren mitkicken dürfen. Bislang ist das nur bis zur B-Jugend erlaubt. „Wir wollen es auch legalisieren“, sagt Anja Kirchner. Etliche Fußballkreise hätten sich bereits für die Anpassung und den Start eines Pilotprojektes ausgesprochen. Noch stehe die rechtliche Prüfung aus. Erst dann könne die Spielordnung geändert werden. „Zur neuen Saison wird es noch nicht kommen“, so Anja Kirchner.

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