Er mag seine gut 30 Sängerinnen und Sänger großen Meininger Opernchor manchmal arg gestriezt haben. Mit Nuancen, an denen er sich bei der Probe festbeißen konnte: Halbe Töne, die zu hoch oder zu tief gesungen wurden, undeutliche Konsonanten oder unsaubere Einsätze. Wettges, der wohl penibelste Arbeiter unter den Meininger Chordirektoren, feilte unermüdlich an jeder Kleinigkeit. Er forderte seinen Chor. Das war anstrengend, aber nach drei Jahren unter seinen Fittichen hört wohl jeder im Publikum den Unterschied: Händels "Messias" mit Chor und Hofkapelle, von ihm selbst dirigiert, wurde am 23. Dezember letzten Jahres zu einem Erlebnis.