Volkhard Knigge spricht mit dem Künstler Günter Uecker, dem Politiker Bodo Ramelow und dem Schriftsteller Ingo Schulze (23. August, 19 Uhr im Hotel Elephant), mit dem Schriftsteller Hendrik Bolz und Carsten Schneider, dem Ostbeauftragten der Bundesregierung (31. August, 20 Uhr im Hotel Elephant), mit dem Bildhauer Rudolf Herz, dem Journalisten Matthias Reichelt, der Kunsthistorikerin Verena Krieger und dem neuen Direktor der Gedenkstätten Buchenwald, Jens-Christian Wagner (9. September, 15 Uhr im Lichthaus Kino).
Mit der Gründung des Bauhaus 1919 in Weimar habe sich nach dem desaströsen Ende des I. Weltkrieges nicht nur ein künstlerischer Aufbruch, sondern auch die Utopie eines neuen Menschen und einer umfassend veränderten Gesellschaft verbunden, meinen Frauke Kämmerling und Rolf C. Hemke in ihren konzeptionellen Gedanken zum Kunstfest. Diese Hoffnung sei seitdem vielfach durch Krieg und Völkermord enttäuscht worden. Aktuell eben auch durch den russischen Krieg gegen die Ukraine.
Kunst stiftet Frieden
Der deutsch-türkisch-armenische Komponist und Regisseur Marc Sinan stellt sein Projekt „Kriegsweihe“ in diesen Kontext. 100 Jahre nach der ersten großen Bauhaus-Ausstellung soll eine „partizipative Antikriegsperformance“ in Weimar in Form eines dreiteiligen Stadtraumkonzertes an wechselnden Orten stattfinden (1.-3. September in der Innenstadt, Abschlusskonzert 3. September, 20 Uhr im DNT). Sein Ziel ist es, die friedensstiftende Kraft der Kunst zu feiern. Das zweite große Musiktheaterprojekt des Kunstfestes inszeniert die Weimarer Opern-Direktorin Andrea Moses mit der Uraufführung von „Missing in cantu“ des Österreichers Johannes Maria Staud. Der sieht das globale kapitalistische System am Ende einer jahrhundertelangen Selbstzerstörung der eigenen Lebensgrundlagen (Premiere 2. September, 19.30 Uhr im DNT, weitere Aufführung am 7. September).
Das traditionelle Gedächtniskonzert Buchenwald steht diesmal unter der Losung „Hymnus auf die Musik – Glaube an das Leben“. Mit Kompositionen von Alexander Weprik („Lieder und Tänze des Gettos“), Simon Laks („Poem für Violine und Orchester“) und Arthur Honegger (Sinfonie Nr. 3). Der serbische Schriftsteller Ivan Ivanji wird dabei ein Grußwort sprechen, der Schauspieler Dominique Horwitz übernimmt die Rezitationen, es spielt das MDR-Sinfonieorchester (25. August um 20 Uhr in der Weimarhalle).
Das unmittelbare Erlebnis
Das Kunstfest setze in Anbetracht der aktuellen Konflikte bewusst auf die Kraft der Kunst, meinen Kämmerling und Hemke. Diese realisiere sich für den Betrachtenden im Angesicht des Kunstwerks. Das „Moment der unmittelbaren und lebendigen Rezeption“ könne letztlich durch kein noch so ausgeklügeltes virtuelles Projekt ersetzt werden. Das unmittelbare Erlebnis sei dabei auch das wirksamste Mittel, um „inhaltsleeren Erinnerungsroutinen“ entgegenzuwirken und den Blick nach vorne zu richten. In diesem Sinne laden die beiden Organisatoren das Publikum zum Kunstfest 2023 ein.
Das komplette Programm und alle Infos zu den einzelnen Projekten unter kunstfest-weimar.de, Karten unter Tel.: 03643/755334