Der Thüringer in Charles Wir sind König!

Thüringen ist Schuld: Ohne Meiningen, Hildburghausen, Saalfeld, Gotha und Coburg hätte Charles III. am Samstagmittag unmöglich die britische Krone bekommen. Unsere Bildergalerie zeigt seine Wurzeln.

 
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Ist Karl der Dritte aus dem Hause Windsor, vormals Sachsen-Coburg und Gotha samt Hildburghausen, Meiningen und Saalfeld, nun noch ein Sechzehntel Thüringer, ein Viertel oder 38tel? Das Rassenrechenbuch ist uns abhanden gekommen, aber wir rufen trotzdem fröhlich nach London: „Wir sind König!“

Fürsten hatten wir bei uns säckeweise – die meisten in den vielen Thüringer Kleinstaaten – aber vor 105 Jahren haben wir sie in die Wüste geschickt. Unter den hiesigen Granden gab ohne Zweifel es einige Blindgänger, aber die meisten waren wohl ein Segen für ihre Ländchen, gemessen an den bescheideneren Maßstäben ihrer Zeit. Man denke an den Theaterherzog Georg II., ohne den Meiningen heute ein unbekanntes Nest wäre. Oder Ernst den Frommen, der vor dem Gothaer Schloss ein Buch trägt. Er ist der Stammvater der meisten europäischen Königshäuser und der vielen Thüringer Kleinstaaten. Die Versagerquote republikanischer Politiker ist nicht viel besser, man wird die Nieten nur schneller wieder los.

Charles III. zeigt mit seiner Herkunft, dass wir alle als Europäer miteinander verwandt sind. Die Königshäuser sind nur ein vergoldetes Symbol dafür. Wenn wir von den Angelsachsen reden, dann geht es nicht um Dresden. Kaiser Charlemagne, der Franke vom Rhein, hat ganz anders als die Sonneberger geplaudert. Die Franken am Atlantik haben die nordischen Wikinger aufgesogen und zu Normannen gemacht. von dort brachen sie 1066 zur Eroberung Englands auf und haben die armen Angelsachsen vereinnahmt. Der Genpool Europas ist so durchgeschüttelt wie eine amerikanische Pina Colada.

Die Deutschen selbst sind eine bunte Völkermischung: Das schweizerische Igenea-Institut hat bei den Männern einen keltischen Genanteil von 45 Prozent ermittelt. Das Urvolk Europas reichte von Spanien bis Schottland und in die Türkei. Auf der Steinsburg bei Römhild hat es eine ganze Stadt hinterlassen. In die deutsche Rezeptur kamen noch 15 Prozent Slawen sowie 25 Prozent Skythen und Wikinger, dazu ein kräftiger Schuss Hebräer (zu denen auch die Juden gehören).

Die Könige haben heute nichts mehr zu sagen, sondern nur noch als fleischgewordene Darstellung einer langen Geschichte zu glänzen. Das tun sie viel besser als die meisten Bundespräsidenten. Wer genau hinschaut sieht, dass sie uns über Grenzen verbinden. Das lebe lang! Und der König in London von mir aus auch.

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