Dank App Hunderte illegale Müllhalden beseitigt

und Simone Rothe
Illegal entsorgter Müll. Symbolbild. Foto: Pixabay

Was eigentlich ein Unding sein sollte, passiert noch immer: Müll wird in der Natur entsorgt, häufig auch in Waldgebieten. Wer solche Funde macht, kann sie seit Kurzem digital melden. Das haben bereits zahlreiche Menschen getan.

 
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Obwohl in der öffentlichen Debatte seit Jahren intensiv auf die Bedeutung des Umweltschutzes aufmerksam gemacht wird, gehört es nach wie vor zum Alltag in Deutschland, dass Müll aller Art einfach so in der Natur entsorgt wird. Das fängt bei Zigarettenresten an und endet bei alten Sofas, Autoreifen oder Fahrrädern, die in Waldstücken landen. Häufig liegt dieser Unrat dort, wo Waldwege und Straßen sich kreuzen, weil die Umweltsünder es dort besonders leicht haben, kurz mit dem Auto zu halten, ihren Müll aus dem Kofferraum in die Natur zu schmeißen und dann gleich wieder zu verschwinden.

Manchmal finden sich riesige Sperrmüllberge allerdings auch ganz tief im Wald; so tief, dass man sich nicht nur fragen muss, wie Menschen mit ihren Autos so weit ins Dickicht aus Bäumen und Sträuchern vordringen konnten. Oder warum sie sich diese Mühe überhaupt gemacht haben - immerhin ist es inzwischen fast überall im Land ungemein einfach geworden, Müll aller Art auf Wertstoffhöfen zum Recycling abzugeben.

Die intensiven Debatten um Umweltschutz gehen zumindest an manchen Menschen offenbar spurlos vorbei. So sehr, dass nicht Kommunen in Thüringen davon berichten, die illegale Müllentsorgung habe in den vergangenen Jahren eher zu- als abgenommen.

Immerhin, wer auf Müll in der Natur trifft, der kann den Thüringer Umweltbehörden seit Kurzem einen digitalen Tipp geben – über die Müll-Meldefunktion einer App namens „Meine Umwelt“, die in Kooperation der Bundesländer Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen entstanden ist. Das ist ein Angebot, von dem inzwischen zahlreiche Menschen im Freistaat Gebrauch gemacht haben. Seit ihrem Start vor vier Monaten sei diese Funktion bereits hundertfach genutzt worden, teilte das Thüringer Umweltministerium in Erfurt auf Anfrage mit. Dank der von den Nutzern bereitgestellten digitalen Informationen seien bereits mehr als 300 illegale Hinterlassenschaften von Umweltsündern in der Natur von den Behörden beseitigt worden.

Die Umwelt-App sei damit ein „erfolgreicher digitaler Umweltschützer“, sagte Landes-Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne). Viele engagierte Menschen sowie die Mitarbeiter der Behörden sorgten mit ihrer Hilfe dafür, die Natur zu schützen. Alles in allem sind nach Angaben des Ministeriums seit Anfang April insgesamt etwa 560 Meldungen über die App bei den lokalen Umweltbehörden eingegangen. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Müllansammlungen seien bereits beräumt.

Und so funktioniert das System: Illegale Abfälle etwa im Wald oder in Gewässern können mit der App, die es sowohl für Smartphones als auch für Tablets gibt, mit Fotos oder Videos und den entsprechenden Geokoordinaten versehen an die zuständigen Behörden der Kommunen gemeldet werden. Die Behörden erhalten nach Angaben des Ministeriums dann die Standortkoordinaten entweder direkt über die Software oder über das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz. So können sie die Entsorgung des Mülls veranlassen, was wiederum alle Steuerzahler belastet, sollte sich der betreffende Umweltsünder nicht ermitteln lassen.

Wer eine Müll-Meldung abgegeben hat, kann deren Bearbeitungsstand den Angaben nach über die App nachvollziehen. Die App ist kostenlos und sowohl im Google Play Store als auch im Apple App-Store zu finden. Die bisher fleißigsten App-Nutzer wohnten nach den Daten des Umweltministeriums in den Landkreisen Nordhausen und Sömmerda sowie in der Landeshauptstadt Erfurt.

Die Entsorgung illegalen Mülls ist für die Kommunen mit viel Aufwand verbunden. Die Stadt Jena berichtete in diesem Jahr davon, dass allein 2021 rund hundert Tonnen illegalen Mülls abgefahren wurden. In Erfurt wurden im vergangenen Jahr vom Bürgeramt etwa 800 Fälle von widerrechtlichen Ablagerungen bearbeitet, in Weimar nach früheren Angaben eines Sprechers im vergangenen Jahr 292 illegale Müllhalden geräumt.

Allerdings ist die neue App nicht nur dazu gedacht, Nutzern die Meldung von illegal entsorgtem Müll zu erleichtern. Über sie können zum Beispiel auch Artenfunde etwa von Bibern, Feldhamstern oder Feuersalamandern an das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz gemeldet werden. Außerdem finden sich dort aktuelle Angaben zum Beispiel zur jeweils gültigen Waldbrandstufe in einer Region oder zur Schadstoffbelastung der Luft.

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