„Man begreift einen Menschen nur, wenn man seine Vergangenheit kennt“, sagt Landolf Scherzer. Deshalb ist er Reporter geworden. Deshalb zieht er durch die Welt und stellt Fragen nach dem Leben und dem Erlebten. Was man ihm erzählt, füllt seine Bücher. Aber, das gilt auch für ihn. Wer seine Texte liest, weiß, wie er denkt, wie fühlt. Aber was ihn antreibt, was ihn prägt, erzählen sie nicht. In seinem biografischen Gespräch mit Hans-Dieter Schütt gibt er dem Leser nun Hinweise. Und in Suhl sagt er: „Man hat Verluste, wenn die Eltern etwas nicht erzählen. Das habe ich gespürt.“ Der Vater hat ihn geprägt. Die Unfähigkeit, zu erzählen. Vielleicht liegt genau hier ein Puzzle zu Scherzers eigenem Lebensweg. Vielleicht fragt er deshalb Menschen nach ihren Erlebnissen. Vielleicht ist er genau deshalb Reporter geworden. Hans-Dieter Schütt will wissen, ob er bei seinen Recherche-Reisen, bei denen er fast immer auf sich alleine gestellt ist, auch einmal Angst habe. „Nein“, sagt Scherzer, „höchstens davor, dass ich niemanden treffe, mit dem ich reden kann.“