Biathlon-Weltcup Geht doch !

Starker Vierter, 2,7 Sekunden hinter seinem Freund Arnd Peiffer: Erik Lesser Foto:  

Die Norweger sind wieder nicht zu schlagen, doch die deutschen Männer überzeugen im zweiten Sprint von Oberhof: Arnd Peiffer und Erik Lesser erkämpfen nach starken Vorstellungen die Plätze drei und vier.

 
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Oberhof - Arnd Peiffer und Erik Lesser hätten sich gestern Abend im vertrauten Biathlon-Doppelzimmer gewiss viel zu erzählen gehabt. Mit den bärenstarken Plätzen drei und vier im zweiten Sprint von Oberhof sorgten die Routiniers und Freunde für den lang ersehnten Paukenschlag beim Corona-Doppel-Weltcup in Oberhof. Geht doch!

„Ich gönne es Arnd, er hat das Duell verdient gewonnen“, sagte Lesser, dem im 10-km-Sprint mit zwei Schießprüfungen nur 2,7 Sekunden aufs Podium fehlten. Einzig bei der Siegerehrung konnten die beiden Kumpel das Rennen kurz auswerten. Dann ging jeder seiner Corona-Wege: Erik Lesser als Heimschläfer nach Hause und Arnd Peiffer in die Bundeswehrkaserne. „Ich hätte gern mit Erik auf dem Podium gestanden, aber wir können uns heute beide freuen“, kommentierte Peiffer das Fernduell in seinem 350. Weltcup-Rennen.

Für den Sprint-Olympiasieger sind die letzten Rennen ein Wechselbad der Gefühle gewesen. Vor Weihnachten der Massenstartsieg in Hochfilzen, danach ein verkorkster Sprint zum Auftakt von Oberhof, anschließend die beste Einzelzeit in der Verfolgung, am Sonntag eine verpatzte Mixed-Staffel und nun Platz drei mit zwei fehlerfreien Schießübungen und der neuntbesten Laufzeit. „Im Biathlon liegen Erfolg und Misserfolg dicht beieinander. Die Laufform passt eigentlich, aber im Schießen stand ich mir zuletzt manchmal selbst im Weg“, erläuterte der 33-Jährige. Hinzu komme Material und Strecke. Beides sei nun besser gewesen als letzte Woche, so Peiffer. Nach dem krassen Auf und Ab hat der gebürtige Harzer, der mittlerweile bei München lebt, an den Ruhetagen „keinen Aktionismus walten lassen“. Bewusst habe er am Montag die Waffe weggelegt und nicht in die Social-Media-Kanäle geschaut.

Auch Erik Lesser schulterte nach seinem zweitbesten Saisonergebnis zufrieden Rucksack und Waffe. „Liegend lief es wie gedacht, und auch stehend habe ich endlich das gezeigt, was ich kann. Da gab es keinen Wackler, auch nicht beim letzten Schuss“, freute sich der Lokalmatador über seine tadellosen Schießeinlagen. Auch läuferisch zeigte sich der Oberhofer weiter verbessert, speziell am Birxstieg: „Ich bin den Birx taktisch etwas anders gelaufen, habe am Beginn nicht gleich alles reingehauen.“ Aber, fügte Lesser nachdenklich hinzu: „Das Ergebnis ist zwar sehr schön, aber ausruhen können wir uns nicht. Die anderen sind trotzdem besser als wir.“ Einen Blick auf die Staffel am Freitag wollte er noch nicht wagen, andere Dinge hätten zunächst Priorität: Schneefräse anwerfen, Schneehöhle ausbauen und Wäsche waschen.

Der Sieg bei guten Bedingungen im tief winterlichen WM-Ort von 2023 ging an Überflieger Johannes Thingnes Bö, der sich am ersten Geburtstag von Sohnemann Gustav seinen 51. Weltcup-Erfolg vor seinem Landsmann Sturla Holm Laegreid sicherte. Benedikt Doll rundete das gute deutsche Ergebnis als Elfter ab.

Bei aller Freude aus deutscher Sicht: Hinter den drei Etablierten klafft eine weit größere Lücke als im vergangenen Winter. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatten Johannes Kühn und Philipp Horn das WM-Ticket längst in der Tasche, Roman Rees löste es in Ruhpolding. Gestern enttäuschten Kühn, Horn und Rees auf den Rängen 40, 46 und 50; nicht einmal eine WM-Teilnorm hat einer des Trios bislang abgeliefert. Die Kriterien lauten: Eine Platzierung unter den Top Acht und zwei Ergebnisse unter den besten 15. Bezeichnend zudem für die schwächelnde „zweite Reihe“: Simon Schempp und Lucas Fratzscher, die bei Teil eins der „Tour de Oberhof“ eine Startchance erhielten, wurden wegen schwacher Leistungen gegen Kühn und Rees ausgetauscht.

„Ich bin ziemlich enttäuscht“, sagte der Oberhofer Philipp Horn nach der erneuten Ernüchterung, „ich konnte mein Tempo zwar besser durchziehen, doch drei Schießfehler dürfen mir einfach nicht passieren.“ Zum Glück für ihn steht diesmal kein Verfolgungsrennen nach dem Sprint an. Arnd Peiffer, Erik Lesser und Benedikt Doll hätten sich dagegen gewiss darauf gefreut.

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