Die Frage dagegen, wie es im Land weitergehen soll, wenn eine vorgezogene Neuwahl ein ganz ähnliches Ergebnis bringt wie die Landtagswahl vom Oktober 2019, bei der keine der etablierten Koalitionen eine Mehrheit erhalten hatte, wurde den Angaben nach nicht thematisiert. Auf einer weiteren, gemeinsamen Fraktionssitzung von Linken, SPD und Grünen am Sonntagabend soll das Abstimmungsverhalten der Minderheitskoalition vor der Abstimmung am Montag erneut beraten werden. Zudem wollen sich Linke, SPD, Grüne und auch die CDU unmittelbar vor der Plenarsitzung am Montag noch einmal zu jeweils eigenen Fraktionssitzungen treffen.
Parallel zu der Fraktionssitzung im Landtag ist am Mittwoch allerdings auch klar geworden, dass die Chancen auf eine vorzeitige Landtagsauflösung zuletzt nicht unbedingt gestiegen sind. Denn in etwa zu der Zeit, als Linke, SPD und Grüne berieten, erklärte die FDP-Abgeordnete Franziska Baum, sie werde dem entsprechenden Antrag nicht zustimmen. „Ich selbst werde mich bei einer Abstimmung Stand jetzt enthalten“, sagte Baum unserer Zeitung. Zuvor hatte der Fraktionsvorsitzende der FDP, Thomas Kemmerich, erklärt, es gebe bei den Liberalen große Vorbehalte gegen die Auflösungspläne. „Wir sind nicht dafür da, ein rot-rot-grün-schwarzes Versprechen umzusetzen“, hatte er am Mittwoch nach Beratungen seiner Partei gesagt und hinzugefügt: „Es soll sich keiner auf uns verlassen, denn es ist nicht unsere Vereinbarung.“
Dass Baum sich bei der Abstimmung über die Landtagsauflösung enthalten will, ist vor allem deshalb ein Rückschlag für die entsprechenden Pläne, weil Baum bei der überwiegenden Mehrheit von Linken, SPD und Grünen als liberale Politikerin gilt, mit der sachliche Gespräche zu verschiedensten Themen möglich sind. Manche in den Reihen der Minderheitskoalition hatten zuletzt erklärt, Baums Zustimmung zu einer Landtagsauflösung würden sie begrüßen – anders als die Erklärung der inzwischen aus der FDP ausgetretenen Abgeordneten Ute Bergner, sie wolle für die Auflösung des Parlaments stimmen. Bergner werfen viele bei Linken, Sozialdemokraten und Grünen vor, AfD-Positionen zu vertreten.
>>> Watschentanz zur Landtagsauflösung