Ähnlich sieht man das auch in Straubing: "Die überwiegend eingeführten Holsysteme tragen nicht zu einem bewussten Umgang mit Verpackungsabfällen bei", teilt der Zweckverband Abfallwirtschaft der Stadt mit. "Die Gelbe Tonne steht vor der Haustür und suggeriert ein umweltbewusstes Verhalten, weil die Abfälle ja getrennt erfasst und offensichtlich recycelt werden. Dieses System führt aber leider nicht zu einem geänderten Produktions- und Konsumverhalten."
Vergleichbar auch die Überlegungen im Landkreis Rosenheim, wo es ebenfalls kein Abholsystem gibt. "Jedes Sammelsystem, ob Hol- oder Bringsystem, hat Vor- und Nachteile", sagt eine Sprecherin des Landratsamtes. "Bei der Entscheidung für ein System sind die Gegebenheiten des Entsorgungsgebietes wie Größe, Topografie, Bevölkerungsdichte und Bevölkerungsstruktur zu berücksichtigen. Ebenso sind die entstehenden Kosten, die Umweltauswirkungen und die Benutzerfreundlichkeit gegenüberzustellen und abzuwägen. Kein System berücksichtigt die Interessen jedes Beteiligten vollumfänglich."
Der Zweckverband Abfallwirtschaft Donau-Wald, der für den Plastikmüll in den Landkreisen Deggendorf, Regen, Passau, Freyung-Grafenau und der Stadt Passau zuständig ist, betont die höheren Kosten eines Holsystems. In Kempten will die ZAK Abfallwirtschaft das Bringsystem bis Ende 2026 evaluieren und gegebenenfalls umstellen.
Ebenso in München: Die Landeshauptstadt hat sich entschieden, das bisherige Bringsystem zumindest mal auf die Probe zu stellen. Seit 1. Januar gibt es in fünf Testregionen mit jeweils rund 12 000 Einwohnern entweder eine Gelbe Tonne, eine Wertstofftonne oder - im Stadtteil Lehel - Gelbe Säcke. Bis Ende 2026 soll der Pilotversuch laufen, dann soll eine Ökobilanz der jeweiligen Systeme erstellt und entschieden werden, ob der Plastikmüll in der Landeshauptstadt künftig doch abgeholt werden soll.
Auch im Landkreis Regensburg soll das System umgestellt werden. Dort hat der Kreistag im vergangenen Jahr beschlossen, die Gelbe Tonne zum 1. Mai dieses Jahres einzuführen. Sie soll dann alle zwei Wochen abgeholt werden. Allerdings hat die Hälfte der betroffenen Dualen Systeme beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Pläne eingereicht. "Es bleibt dann abzuwarten, wann und wie das Verwaltungsgericht in diesem Verfahren entscheidet", teilt der Landkreis Regensburg dazu mit.
Ein Rechtsstreit verzögert die geplante Umstellung von einem Bring- auf ein Holsystem für Leichtverpackungen auch im Landkreis Pfaffenhofen, der seit 2020 versucht, Gelbe Tonnen einzuführen - zum Unmut des Abfallunternehmens, das dagegen klagte. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof wies die Klage im September 2023 ab, der Auftrag wurde daraufhin neu ausgeschrieben. Der Landkreis hofft nach Angaben einer Sprecherin, im Juli mit dem Holsystem zu starten.
Die Stadt und der Landkreis Hof haben zu Jahresbeginn von einem Bring- auf ein Holsystem umgestellt. Im Landkreis Traunstein gibt es - aus den genannten Gründen - keine solchen Pläne. Und außerdem noch ein Gegenargument des Landratsamtes: Aus dessen Sicht sind "die Gelben Säcke kein schöner Anblick in unserer touristisch geprägten Region".