Suhl - Es ist sein Job als leitender Pfarrer in Krisen- und Konfliktsituationen da zu sein, Verantwortung zu tragen und auch Schelte einzustecken. "Dafür bin ich gern da, aber der ganze Verwaltungskram liegt mir immer noch nicht", sagt Martin Herzfeld. Auch nach zehn Jahren nicht.

So lange ist es her, dass für ihn als Superintendent des Kirchenkreises Henneberger Land Dienstbeginn war. Dabei hatte er für sich bis dahin ausgeschlossen, eine leitende Position zu übernehmen, "weil ich lieber an der Basis arbeite". Aber als sein Vorgänger Erhard Kretschmann in den Ruhestand ging und der Bischof den damals 49-Jährigen fragte, ob er sich vorstellen könne, als "Sup" im Kirchenkreis Henneberger Land zu arbeiten, hat er nicht so recht gewusst, was da wohl auf ihn zukommen würde. Dennoch: Er hat zugesagt. "Und das in der Hoffnung, die Hälfte der Zeit für die Gemeinde haben zu können und die andere für den Kirchenkreis." Die Rechnung ging nicht auf. "Je länger ich hier war, umso mehr Ideen wurden geboren, die Beziehungen wuchsen zu den Menschen - es ging nicht mehr, die Zeit gleichgewichtig zu verteilen." Der Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt vieles in Veränderung. Als er die erste Veranstaltung in Suhl am 9. November im Gedenken an die Pogromnacht erlebte, sei er einerseits erfreut gewesen, dass die Erinnerung an den Holocaust ein Ereignis in der Stadt ist, an dem viele Menschen teilhaben. "Andererseits war ich entsetzt über die steifen Reden. Dank solcher Menschen wie Annette Wiedemann hat sich der Charakter dieses Gedenkens geändert - es ist heute ein gestaltetet Tag, an dem sich auch junge Menschen einbringen. Das ist nur ein Beispiel dafür, was in Suhl und im Kirchenkreis möglich ist." Ein anderes sind die ökumenischen Aktionen wie die Kirchentage. Oder das Tauffest. Oder die traditionelle Bibelwoche, in der zu den Themen der entsprechenden Psalme Aktionen entwickelt wurden. Oder auch der Kinder- und Jugendclub in Benshausen, die Arbeit mit den Migranten... Oder das alles andere als hierarchisch ausgerichtete Miteinander der 24 Mitarbeiter des Kirchenkreises.

Ganz weltliches Problem