Ummerstadt - Donnerstag, kurz vor 18 Uhr. Die Kirchenglocken läuten, rufen zum Festgottesdienst. Und viele, viele Menschen sind ihrem Ruf gefolgt: Einheimische, aber auch Gäste aus nah und fern. Die Orgel singt: "The winner takes it all". Es ist ein sehr festlicher Jubiläumsauftakt in der Stadtkirche St. Bartholomäus, einem der Wahrzeichen der kleinsten Thüringer Stadt. Superintendent Dr. Michael Kühne hält die Festpredigt und Chöre untermalen den festlichen Anlass mit ihrer Musik. Eines ist zu spüren: Ummerstadt lebt. Davon kann sich jeder anschließend im Festzelt überzeugen. Denn dort wird's lebendig auf der Bühne. Die Kinder von Ummerstadt begrüßen die Gäste mit Liedern und Gedichten: "Alles Gute, Ummerstadt!", rufen sie laut in die Welt hinaus. Und da ist es, das Gänsehaut-Gefühl. Sie sind etwas Besonderes, singen in Mundart "Ja, weil ma Ummerstädter sin" und überraschen die Geburtstagsgäste mit einem Geschenk. Geschenke gehören nunmal dazu.

Ganz Ummerstadt ist auf den Beinen am Festwochenende. 1175 Jahre Geschichte, das ist etwas. Bürgermeisterin Christine Bardin lässt in ihrer Festrede die Vergangenheit kurz Revue passieren, spricht von schweren Zeiten wie dem 30-jährigen Krieg, der 52 Wohnhäuser vernichtet hatte. "Die Andreaskirche, das Wahrzeichen der Stadt, überdauerte den Krieg." 20 Jahre nach Kriegsende hatte sich die Stadt noch immer nicht wieder erholt. Lediglich 23 Häuser standen. Erst im 18. Jahrhundert blühte Ummerstadt wieder auf. Dem Töpferhandwerk, für das die Stadt bekannt ist, sei Dank. Tiefpunkte brachte das 20. Jahrhundert: Kriege, bei denen viele fielen, aber auch Repressalien zu DDR-Zeiten machten den Einheimischen das Leben schwer. 1987 wurde Erlebach, das zu Ummerstadt gehört, dem Erdboden gleich gemacht. Doch nur zwei Jahre später kam die Wende und mit ihr zog wieder Freiheit in die Mitte Deutschlands ein.