Suhl/ Zella-Mehlis Flammen im Strudelfroster: Hoher Schaden in Suhler Firma

Bei Brand in der Produktionshalle einer Backwarenfirma auf dem Friedberg entstand am Samstag hoher Sachschaden. Zwei Mitarbeiter wurden verletzt. Feuerwehr und Katastrophenschutz waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.

 
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Suhl - Als die Suhler Feuerwehr am Samstagmorgen kurz vor halb sieben mit einem Komplettalarm aus den Depots geholt wurde, ahnte noch niemand, dass es der bisher größte Brandeinsatz in diesem Jahr werden würde. Das stellte sich erst heraus, als Minuten später die ersten Fahrzeuge am Brandobjekt, der Firma Suhler Tiefkühlkost (STK) im Gewerbegebiet Friedberg, ankamen.

Eine enorme Rauchentwicklung aus dem Dach einer Produktionshalle und die komplett in dicken gelben Rauch eingehüllte Umgebung ließen die Feuerwehrleute sofort vermuten, dass es sich um einen Brand größeren Ausmaßes handeln muss. "Das sah schon von weitem spektakulär aus. Duch die Wetterlage wurde der ganze Rauch nach unten gedrückt. Man hat auf dem Firmengelände nur ein paar Meter weit schauen können", sagte Dennis Kummer von der Suhler Berufsfeuerwehr, der den Einsatz vor Ort leitete. Deshalb ließ er über die Leitstelle des Nachbarlandkreises die Feuerwehr Zella-Mehlis zur Unterstützung nachalarmieren. "Damit wir das Objekt notfalls mit zwei Drehleitern und ausreichend Schaum auch von außen sicher hätten löschen können."

Der große Außenangriff, wie es die Feuerwehrleute nennen, war indes nicht erforderlich. Doch die Entscheidung erwies sich dennoch als richtig, denn im Inneren des Gebäudes, wo ein Kunststoff-Förderband der Strudelproduktion mit offenen Flammen brannte und sich das Feuer immer weiter in den Wänden einer schwer zugänglichen Frostanlage ausbreitete, konnten die Feuerwehrleute nur unter Atemschutz löschen. "Dazu brauchen wir ausreichend erfahrene Atemschutzgeräteträger, die immer wieder ausgewechselt werden müssen", sagte Kummer.

Die Frostanlage, mit der Apfelstrudel tiefgefroren wird, ist ein kaum zugänglicher, etwa sieben Meter hoher Kühlturm, durch den die Backwaren mit Schnecken und Bändern bewegt werden. Er wurde mit Löschwasser und einem zugesetzten Netzmittel gekühlt, was auch zum Erfolg führte und den Brand schließlich eindämmte.

Zwischenzeitlich kam auch der Rettunsgdienst vor Ort. Zwar hatten sich alle 30 Mitarbeiter der seit 6 Uhr arbeitenden Frühschicht selbstständig ins Freie begeben können, doch eine Frau musste mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Klnikum eingeliefert werden. Ein Mann zog sich bei der Flucht aus dem Gebäude Prellungen und Schürfwunden an der Hand zu. Beide konnten nach ambulanter Behandlung in der Notfallaufnahme das Klinikum jedoch wieder verlassen und am Vormittag mit ihren Kollegen ihre Sachen in der Firma holen, um nach Befragung der verantwortlichen Mitarbeiter durch die vor Ort gekommene Kriminalpolizei nach Hause zu fahren.

Wie sich herausstellte, was von der Polizei allerdings noch nicht bestätigt wurde, hatte sich das Förderband durch Reparaturarbeiten am Freitagabend entzündet. "Die Nachtschicht hat noch ganz normal gearbeitet", sagte Betriebsleiter Torsten Umbreit vor Ort unserer Redaktion. Er sei froh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Die Produktion müsse vorerst eingestellt werden. "Wir werden mehrere Tage brauchen, um den betroffenen Bereich gründlich zu reinigen und die Schäden zu inspizieren", sagte er. Diese dürften groß sein, denn die ausgebrannte Frostanlage muss vermutlich komplett ersetzt werden. Dazu kommt der Produktionsausfall. Hinter vorgehaltener Hand wird am Samstagvormittag von mindestens einer halben Million Euro Schaden gesprochen - eine Summe, die von der Polizei aber noch nicht bestätigt wurde.

Gegen 10 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand soweit unter Kontrolle, dass der vor Ort aus einer eigens eingerichteten Leitstelle geführte Einsatz heruntergefahren werden konnte. Dank der Brandschutzanlage der Firma mit Brandschutztüren und Entrauchungsanlage konnte sich der Brand nicht auf andere Betriebsteile und die große Nachbarhalle, in der Brötchen und Baguette-Teiglinge produziert werden, ausbreiten.

Bereits im Februar hatte die Firma für einen noch größeren Feuerwehreinsatz gesorgt. Damals mussten wegen austretendem Ammoniak zwei Gefahrgutzüge mit rund 100 Einsatzkräften anrücken. Die hohen Kosten dafür wurden von der Versicherung des Unternehmens erstattet.

Der Brandeinsatz jetzt ist für den Betrieb, in dem nach der Wende zunächst der Bamberger Großbäcker Gramss produzierte, indes kostenfrei. "Das Jahr steht für uns unter keinem guten Stern. Da ist der Wurm drin", sagte denn auch der Betriebsleiter. Insgesamt arbeiten in dem Suhler Betrieb in rollender Schicht rund 100 Leute zuzüglich etlicher Leiharbeiter auch aus Osteuropa. Die in Suhl gefertigten und tiefgekühlten Backwaren werden von Handelsketten in weiten Teilen Europas verkauft.

Zur medizinischen Absicherung des Einsatzes und zur Versorgung der Feuerwehrleute wurde am Vormittag auch der komplette Suhler Katastrophenschutzzug des ASB Südwestthüringen alarmiert. Die Samariter unterstützten den Führungsstab vor Ort und bauten Zelte auf, in denen sich die Feuerwehrleute nach dem kräftezehrenden Einsatz die Hände waschen, essen und trinken konnten. "Das Zusammenspiel hat sehr gut funktioniert. Wir haben gezeigt, dass wir auch für solche größeren Brände in der Stadt gut gerüstet sind", resümierte der ebenfalls vor Ort gekommene Amtsleiter Brand- und Katastrophenschutz der Stadt Suhl, Carsten Wiegmann, am späten Vormittag.

Der Einsatz dauerte bis in den Samstagnachmittag hinein an. Insgesamt waren 57 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Wehren Zentrum, Oberland und Zella-Mehlis, des ASB und der Polizei mit 18 Fahrzeugen vor Ort. Die Stadtbereitschaft wurde indes von den Freiwilligen Feuerwehren Haselgrund und Albrechts abgesichert.

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