Der Körper spielt mit - und wie! Von ganz links, wo das Orchester sitzt, bis ganz rechts, wo das Publikum lauscht, reicht die Klaviatur des schwarzen Flügels. Mit beiden Händen hämmert sich Igor Kamenz durch die Oktaven. Er hebt sie hoch, federt auf von seiner Sitzbank, und lässt sie niederrauschen, als sei er ein Raubtier, das mit seinen Pranken durch den Schnee hastet. Wieder und immer wieder. Sein Oberkörper neigt sich je nach Tonhöhe zur Seite, sein Kopf schiebt sich geduckt nach vorne, die gewaltigen Akkorde, die Nikolai Rubinstein einst als unspielbar empfand, klingen majestätisch in den Saal. Welche dramatische Wucht! Welche unausweichliche Verführung! Jeder kennt doch dieses berühmte Motiv im Allegro von Peter Tschaikowskis b-Moll-Klavierkonzert. Aber so leidenschaftlich vorgetragen wie bei diesem Frühlingskonzert des MDR-Sinfonieorchesters in Suhl hat man es wohl selten gehört.