Im November ist alles außer Einzelsport tabu. Nicht einmal gemeinsam trainieren darf man. Wie haben das die Vereine aufgenommen?
Dass die Vereine darüber nicht glücklich sind, liegt auf der Hand. Seit dem 13. März war lange Pause. Die Vereine hatten keine Einnahmen, aber trotzdem weiter Kosten, etwa die Pacht oder Stromkosten für ihre Vereinsheime. Auch Nachwuchsarbeit kostet Geld. Die Vereine müssen an ihre Rücklagen gehen und gerade kleineren Vereinen tut das natürlich finanziell weh.
Wie haben die Vereine den
ersten Lockdown im Frühjahr verkraftet?
Der erste Lockdown hat tiefe Spuren hinterlassen. Erfreut sind wir darüber, dass der Aderlass an Mitgliedern überschaubar blieb. Dennoch ist es unübersehbar, dass einige zweite Mannschaften und der Nachwuchs schon Abgänge verzeichneten. Aber es ist nicht so stark, wie es hätte kommen können. Wir sind im Nachwuchs spielfähig. Das freut mich.
Der FSV Viernau hat kürzlich die Kommune um finanzielle Unterstützung gebeten. Ist das ein Ausweg?
Ich würde es empfehlen, auf die Kommune zuzugehen. Und selbst wenn man nur 200 Euro kriegt. Eventuell kann die Gemeinde ja auch zum Landratsamt oder zum Landessportbund Kontakt aufnehmen und von dort Finanzspritzen erhalten.
Vor allem der Fußball-Süden in Thüringen hat sich im Sommer vehement für einen Saisonabbruch und Neustart ausgesprochen. Der Thüringer Fußball-Verband wollte eine Verlängerung der alten Spielzeit bis ins Jahr 2021. War es im Nachhinein ein Fehler, eine neue Saison zu starten?
Der Neustart war kein Fehler. Die Mitglieder in den Vereinen wollen Fußball spielen. Das ist nunmal unser Geschäft. Bei Fortführung der alten Saison 2019/2020 hätten einige Mannschaften bis Juni 2021 noch ganze neun Spiele oder noch weniger zur Austragung gebracht. Speziell der Nachwuchsbereich hätte gravierende Einschnitte hinnehmen müssen. Von der Altersklasseneinteilung ganz zu schweigen.
Am Montag tagte der Vorstand des Thüringer Fußball-Verbandes. Sie waren dabei. Wie ist dieser Tage die Stimmungslage in Fußball-Thüringen?
Die Stimmungslage beim Thüringer Fußball-Verband würde ich als ungewiss bezeichnen. Auch dort weiß man um die Problematik, kann aber weder die noch verbleibende Zeit zum Spielen noch Spielsysteme voraussehen. Wie zu lesen war, haben sich am letzten Wochenende eine große Anzahl an Landesmannschaften gegen einen vorzeitigen Abbruch der Spiele ausgesprochen. Das ist aus meiner Sicht mehr als verständlich.
Was wurde bei der Videokonferenz besprochen? Wie soll es im Thüringer Fußball ab Dezember weitergehen?
Die Videokonferenz am Montag hatte hauptsächlich interne Themen und Termine zum Inhalt. Es ging vordergründig um die Kandidaten für das neue Präsidium und den neuen Vorstand, der am 12. Dezember zum Ordentlichen Verbandstag gewählt werden sollen. Auch über die Form des Verbandstages wird noch gesprochen werden müssen. Denn niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, welche Lockerungen es für Versammlungen bis dahin geben wird.
Bereits vor dem Gespräch mit Erfurt hatten Sie am Wochenende mit dem Spielausschuss Ihres KFA gesprochen. Was wurde hier beschlossen?
Wir hatten bereits während der Spielpause im Sommer nach den besten Lösungen gesucht, bevor wir wieder Fußball spielten. Alles ist aber immer von den Landratsämtern und Gesundheitsbehörden abhängig. Des Weiteren haben wir festgelegt, dass unsere für den 27. November geplante Ehrenamts-Veranstaltung in Dillstädt verschoben werden muss. Vielleicht werden wir sie gleich im neuen Jahr, quasi als Jahresauftakt-Veranstaltung, nachholen?
Glauben Sie, dass wir bereits im Dezember wieder Fußball spielen können?
Ja, ich glaube momentan fest daran. Das gesellschaftliche und sportliche Leben ist ein festes Bindeglied im Zusammenleben der Menschen. In vielen kleineren Kommunen ist der Fußball Kult. Hier muss die Politik im Rahmen der Möglichkeiten Einsicht zeigen. Wo Corona-Hotspots sind, muss logischer Weise reagiert werden. Die Kindergärten, Horte und Schulen lassen einen ordentlichen Betrieb zu, warum also nicht am Nachmittag unter freiem Himmel auf dem Sportplatz ein Fußballspielchen? In den Sportanlagen sind die Gefahren sicher nicht ganz so groß wie in geschlossenen Räumen. Und: In den großen Stadien der Republik scheint ein Fußballspiel ja auch möglich zu sein. Interview: Karsten Tischer