Früh wurde Lina-Marie Lieb auch in die Thüringer Landesauswahl berufen und nahm an bundesweiten Turnieren teil. Und dabei saß zwischen all den jubelnden Müttern und Vätern auch ein namhafter Nachwuchstrainer auf der Tribüne - der sächsische Frauen-Landestrainer Jens Neudeck. Er war es, der auf die Sonnebergerin aufmerksam geworden war und sie zu einer Schnupperwoche an die Elbe einlud. Ein Scouting mit Wirkung - Lina-Marie Lieb verließ im Sommer 2016 Sonneberg und wechselte nach Dresden an den Bundesstützpunkt.
Natürlich mit Genehmigung der Eltern. Kathrin und Olaf Lieb spielten früher Handball und unterstützen ihre Tochter in jeder nur erdenklichen Station ihrer Sportlerkarriere. Weite Fahrten durch die ganze Republik hatten schon vor etlichen Jahren einen festen Platz im Kalender des Ehepaars Lieb. Schließlich wollte man die damalige Juniorin so oft wie möglich anfeuern. "Wir versuchen, bei so vielen Spielen wie möglich live dabei zu sein. Das gilt für Linas Heimspiele in Dresden genauso wie für die bald anstehenden Auswärtsspiele gegen die Thüringer Bundesligisten aus Suhl und Erfurt", erzählen die beiden Sonneberger voller Stolz. Immerhin ist es auch für sie ein riesiges Abenteuer, den Weg der Tochter mitzuverfolgen.
Sonnebergs Vereinschef Christian Kökow, der einst im Zweitliga-Kader des Klubs vertreten war, kann sich trotz seiner erst 31 Lenze noch sehr gut an Lina-Marie Lieb erinnern. "Sie war immer extrem motiviert, wollte immer mehr, hat immer gebissen. Sie war schon damals durch und durch eine Sportlerin", schwärmt er von der Neu-Dresdnerin. Kökow hatte vor wenigen Tagen aus dem WhatsApp-Chat des Vereins erfahren, dass die Sonnebergerin in Elbflorenz in Liga eins aufschlagen wird. "Schön, da wird sie ja bald auch in Suhl sein", mutmaßt der SVC-Chef voller Vorfreude.
Dabei gibt es im Verlauf des Jahres mehrfach Wiedersehensfreuden bei den Sonneberger Volleyballern. "Ich versuche, so oft wie möglich mal nach Hause zu meiner Familie zu fahren. Das war und ist mir immer noch wichtig. Als im März und April Schule und Internat geschlossen waren, war ich sogar einmal wieder sechs Wochen am Stück daheim", blickt Lina-Marie Lieb zurück.
Diesmal als Gegnerin
In Sonneberg trifft sie aber nicht nur Gleichaltrige, sondern auch diejenigen Vertreter des älteren Volleyball-Semesters, die ihre grandiose Entwicklung frühzeitig vorausgeahnt haben. Dazu dürfen sich sicherlich auch die Trainer Peter Reißenweber und Peter Höhn zählen. "Rank und schlank war sie schon als Zwölfjährige", erinnert sich Höhn. "Und dass da einfach etwas hängen bleiben muss, erkannten auch ihre Eltern sehr schnell und förderten sie."
Von dem gut einjährigen Training unter den Fittichen von Höhn blieb nur Positives in Erinnerung. "Lina war sehr, sehr ehrgeizig. Von Anfang an. Sie wollte unbedingt was werden", schwärmt der Sonneberger. Erst Anfang März hatte Höhn seinen früheren Schützling bei der U20-Regionalmeisterschaft getroffen. Leider auf der anderen Seite des Netzes, im Trikot des VCO Dresden. Aufopferungsvoll, aber letztendlich erfolglos hatten dabei die Sonnebergerinnen - meist aus den Altersklassen U16 und U18 - dem übermächtigen Gegner aus Elbflorenz Paroli zu bieten versucht. Im Dresdner Kader standen gleich vier blutjunge U20-Bundesliga-Spielerinnen. Und darunter war eben auch Lina-Marie Lieb.