Moskau - "Lasst die Bilder friedlich beieinander sein", sagt Irina Antonowa in fließendem Deutsch und lächelt sanft. Die Worte der 94-Jährigen, die Bodo Ramelow völlig überraschend an Ende seines Rundgangs am Montagmorgen durch die Cranach-Ausstellung im Moskauer Puschkin-Museum trifft, lassen den Ministerpräsident stolz und gerührt zurück. Nach dem Krieg hatte Antonowa selbst mitgeholfen beim Auspacken der Kisten mit all den Kunstschätzen, die die Rote Armee - auch aus Thüringen - nach Russland geschafft hatte. Noch von Nikita Chruschtschow ernannt, führte Antonowa mehr als 50 Jahre lang dieses bedeutendste Kunstmuseum Moskaus, wachte eisern über die erbeutete Kunst, auf dass sie nie mehr zurückkehre in das Land der Täter. Auch jene so intensiven Bibelmotive der Cranach-Familie aus dem Reformations-Zeitalter, die nun da in künstlerischer Eintracht im Puschkin-Museum neben 20 weiteren Cranach-Bildern hängen, die das Schloss Friedenstein in Gotha den Moskauern zur Leihgabe machte.