Der Politikwissenschaftler Brodocz sagte, dass es vor allem Ramelow und dem neuen CDU-Fraktionsvorsitzenden Mario Voigt gelungen sei, eine konstruktive Basis zu schaffen. Der Experte hält es für möglich, dass sich darauf aufbauen lasse. Dabei könne es, müsse aber nicht zwangsläufig auf eine Koalition hinauslaufen. Möglich seien auch neue Wortschöpfungen, "die etwas unterhalb der Koalition liegen", sagte Brodocz. Denkbar sei etwa eine von Ramelow geführte Expertenregierung, in die die CDU Experten entsende. "Ich glaube, dass es hier noch gewisse Flexibilitäten gibt", sagte Brodocz.
Ein Parteitagsbeschluss der Bundes-CDU verbietet den Thüringer Christdemokraten Koalitionen mit der AfD oder der Linken. Brodocz sieht aber die Möglichkeit, dass sich die Thüringer CDU auf Landesebene für neue Formen der Zusammenarbeit mit den Linken öffnet. "Man wird sicherlich versuchen, die Bundesspitze zu drängen, dass man dafür einen gewissen Freiraum bekommt", sagte Brodocz. Er könne sich vorstellen, dass sich die CDU vor der nächsten Wahl die nötigen Freiräume schaffe.
Linke, SPD, Grüne und CDU peilen die Landtagswahl für April 2021 an. Voraussetzung dafür aber ist, dass die vier noch in diesem Jahr einen Haushalt und anschließend die Auflösung des Parlaments beschließen.