Erfurt - Vertreter der Thüringer Pflegekassen haben sich offen für Vorschläge gezeigt, die Einkommen der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege zu erhöhen. Es sei an der Zeit, dass die Pfleger in Thüringen endlich mindestens Tariflohn erhielten, sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Thüringen, Hermann Schmitt, am Donnerstag in Erfurt.

Die Pflegekassen seien sofort bereit, höheren Pflegesätze zu bezahlen, wenn dadurch die Gehälter der Beschäftigten in Branche stiegen. Ähnlich äußerte sich auch ein Sprecher der AOK Plus. Beide griffen gleichzeitig die Betreiber von privaten Pflegeeinrichtungen an, die in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert hatten, die Pflegekassen wollten keine höheren Pflegesätze zahlen, sodass es nicht möglich sei, die Beschäftigten in der Branche besser zu bezahlen. „Das Gejammere der Betreiber von einigen Einrichtungen ist aus meiner Sicht seit Jahren auch durch das eigene Verhalten verursacht. Nämlich, immer mehr Geld zu fordern, aber nicht wirklich damit etwas zu verbessern, außer die eigene Ertragslage“, sagte Schmitt.

Zuvor hatte die SPD-Fraktion im Thüringer Landtag einen eigenen Vorschlag unterbreitet, wie die Gehälter der Pfleger im Land - fast 90 Prozent von ihnen sind Frauen - verbessert werden sollen. Nach Angaben der Fraktion verdienen Pflegekräfte im Bundesdurchschnitt etwa 2.100 Euro brutto pro Monat, in Thüringen höchstens 1.700 bis 1.900 Euro brutto monatlich. Gerechnet jeweils auf eine Vollzeitstelle, die viele Pflegekräfte nicht haben.

Das Sozialministerium solle noch in diesem Jahr damit beginnen, Gespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Pflegebranche zu moderieren, die zum Abschluss eines einheitlichen Branchentarifvertrages führen sollten, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion, Diana Lehmann. Nur wenn sich sowohl die Arbeitsbedingungen als auch das Einkommen der Thüringer Pfleger verbessere, werde es möglich sein, in Zukunft zu verhindern, dass solche Beschäftigte zwar im Freistaat ausgebildet würden, anschließend aber regelmäßig in anderen Bundesländern arbeiteten. sh