"Das ist das Gefährliche", sagte der Jenaer Mediziner. An der furchtbaren Krankheit Ebola stirbt nahezu jeder Infizierte. Dadurch aber wird das Virus kaum verbreitet, der Ausbruch bleibt lokal. Bei Corona ist das anders. Ohne Beschränkungen verbreitet sich das Virus aufgrund der nicht oder spät auftretenden Symptome massenhaft und erwischt damit auch viele Personen aus den Risikogruppen. Laut Bauer gehört rund ein Drittel der Deutschen dazu - Übergewichtige, Bluthochdruck-Patienten, Raucher. "Das macht das Virus zu einer großen Bedrohung für das Gesundheitswesen", so der Jenaer Mediziner. Es sei ähnlich gefährlich wie die Spanische Grippe vor 100 Jahren. Die kostete in Europa Millionen Menschenleben.
"Eine für mich wichtige Erkenntnis lautet: Corona ist viel cleverer und tückischer als Ebola", sagte Gerichtspräsident Stefan Kaufmann. Gesundheitsministerin Werner stellte den Unterschied zur Virus-Grippe heraus, die oft herangezogen wird, um die Corona-Beschränkungen als übertrieben zu brandmarken. Gegen Corona gebe es bisher keinen Impfstoff, unklar sei zudem, ob nach einer durchgemachten Infektion Immunität bestehe. Daher müsse man weiter "sehr vorsichtig" sein, so die Ministerin.
AfD-Fraktionschef Björn Höcke hielt dagegen, dass die rund 190 Thüringer Covid-Toten im Durchschnitt 82 Jahre alt waren. Nahezu alle hätten Vorerkrankungen gehabt. Die Wirtschaft werde die Beschränkungen nicht durchhalten. Das führe zu sinkendem Lebensstandard und das zu höherer Sterblichkeit. Die Einschränkungen sorgten zudem für Bewegungsmangel, Depressionen, unterbliebene Operationen. "Das wird schlimmere Auswirkungen haben als das Corona-Virus", so Höcke.
Allerdings könnte die Krise dank eines Impfstoffs bald überstanden sein. Wohl darauf zielte der Jenaer Medizin-Professor Bauer, als er sagte: "Ich hoffe als Arzt und Bürger, dass dieser Winter, der sicher eine schwere Belastung sein wird, der letzte mit schweren Krankheitsverläufen sein wird." Das Verfassungsgericht will sein Urteil am 10. Februar 2021 verkünden.