Ballstädt - Wenige Tage nach dem rechtsextremen Überfall auf eine Kirmesfeier haben sich am Mittwoch in Ballstädt (Landkreis Gotha) zahlreiche Menschen an einer Mahnwache gegen Rechts beteiligt. Die Polizei sprach von bis zu 250 Teilnehmern. Die Menschen sammelten sich nach Angaben des Ballstädter Bürgerbündnisses gegen Rechts im Gemeindezentrum des 700-Einwohner-Ortes, wo noch die Spuren des Überfalls - Glasscherben und Blutlachen - zu sehen waren. «Wir haben den Saal bewusst so gelassen, damit sich die Leute eine Vorstellung machen können, was hier passiert ist», sagte eine Sprecherin. Bei dem Überfall am Wochenende waren zehn Menschen verletzt worden.

Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt wegen eines besonders schweren Falls von Landfriedensbruch. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) verurteilte am Mittwoch den rechtsextremen Angriff. «Es gilt, geschlossen für Demokratie, Frieden und Freiheit einzutreten und den Nährboden für braune Gewalt zu entziehen», erklärte sie. Eine starke und lebendige Bürgergesellschaft sei die beste Vorsorge gegen antidemokratische Tendenzen und geeigneter als jegliche Verbote.

Die Polizei war in Ballstädt auffällig präsent, um die Mahnwache zu schützen. In einer Spendenbox wurde Geld für die Kirmesgesellschaft gesammelt, die die von Neonazis überfallene Veranstaltung organisiert hatte. Nach Einschätzung des Innenministeriums war der Überfall «generalstabsmäßig» geplant. Mit den Ermittlungen ist eine im vergangenen Jahr gegründete Spezialeinheit des Landeskriminalamtes betraut, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. Sie ermittle auch zu den Verletzungen des Polizei-Einsatzleiters durch den Teilnehmer einer Rechten-Demo in Weimar am Samstag. dpa

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