Suhl/ Zella-Mehlis Sternenflieger im Simson Supra

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Sigmund Jähn (l.), Gerhard Heß und Sportcenter-Chef Mario Krieg fahren im Simson Supra an der Sternwarte vor. Foto: frankphoto.de Foto:  

Suhl - "Ein feiner Mensch. Immer anständig geblieben. So was findet man selten." Klaus Erhard freut sich. Nach fast 20 Jahren trifft der Suhler Sigmund Jähn wieder, mit dem er einst beim Jagdfliegergeschwader 8 "Hermann Matern" in Marxwalde gedient hat.

 
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Suhl - "Ein feiner Mensch. Immer anständig geblieben. So

was findet man selten." Klaus Erhard freut sich. Nach fast 20 Jahren trifft der Suhler Sigmund Jähn wieder, mit dem er einst beim Jagdfliegergeschwader 8 "Hermann Matern" in Marxwalde gedient hat. Erhard ist einer von etlichen alten Weggefährten, die den ersten Deutschen im All gestern an der Schul- und Volkssternwarte auf dem Hoheloh begrüßen. Er hat ein dickes Buch mitgebracht: "Geschichte der Raumfahrt", in das Jähn eine Widmung schreibt: "In Erinnerung an unsere gemeinsame Dienstzeit bei den Luftstreitkräften." Auch Hans Linke und Siegfried Pilz, sie begleiteten Jähn im Januar 1979 im Auftrag der Bezirksleitung der SED bei seinem Suhl-Besuch, sind hocherfreut: "Eine schöne Zeit war das damals. Und du bist der geblieben, der du warst", lassen sie den Fliegerkosmonauten händeschüttelnd wissen.

Großposter enthüllt

Jähn, heute 73 Jahre alt, erinnert sich noch gut an den freundschaftlichen Empfang, der ihm nach seinem Flug mit Walerie Bykowski in der Raumkapsel "Sojus 31" auch in Suhl bereitet wurde. "Es ist sehr schön, viele Gesichter von damals wiederzusehen. Aber es ist auch erfreulich, so viele jüngere Sternengucker zu sehen, die für ihre Sache leben", meint er mit Blick auf die Mitglieder des Vereins Suhler Sternfreunde, die ihn mit Sternwartenchef Olaf Kretzer empfangen. Einige bitten um Autogramme und reichen Jähn Karten von damals: "Auf diesen Fotos wird man nicht älter", meint der Gast schmunzelnd. Kretzer hat sich für ihn etwas Besonderes ausgedacht: Sigmund Jähn darf als Erster den Vorhang zum Ausstellungsraum lüften, in dem das neue Highlight der Suhler Sternwarte zu sehen ist: Eines von der ESA anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Hubble-Teleskops europaweit ausgelobten 100 Großposter mit einer hochauflösenden Hubble-Fotografie, das die Sternwarte gewonnen hat. "Dass Sigmund Jähn heute in Suhl ist, passt wunderbar", freut sich Kretzer. Als kleines Dankeschön überreicht er dem passionierten Hobby-Jäger ein Fläschchen Suhler Waffenöl und ein Jagdwaffenbuch. Danach führt er die lebende Raumfahrtlegende durch die Ausstellung. Interessiert schaut sich der Gast um. Manches erkennt er von seinem ersten Besuch in der Sternwarte, denn Jähn kam nach dem offiziellen Empfang 1979 in der Stadthalle vier Jahre später mit Walerie Bykowski noch einmal nach Suhl. Damals war Rolf Henkel Leiter der Sternwarte. Sigmund Jähn erkennt ihn beim gestrigen Wiedersehen gleich.

Die Gunst der Stunde nutzt auch der bekannte Suhler Graveur Joachim Heym. Er hatte 1978 die Ehrendolche für Jähn und Bykowski mit Rubinen besetzt und graviert. Das teilt er Jähn, den er zuvor noch nie traf, mit. Zwei Wochen habe er daran gearbeitet, lässt der "Huller" wissen. "Ich wurde extra dafür freigestellt", erinnert er sich. Ein Fakt, den Jähn noch nicht kannte.

Im offenen Simson Supra des Fahrzeugmuseums wird Sigmund Jähn von Gerhard Heß auf den Hoheloh und wieder zurück ins Hotel "Thüringen" chauffiert. "Eine Überraschung, die ich doch gar nicht verdient habe", meint er bescheiden. Eine offizielle Begrüßung von städtischer Seite hingegen bleibt Fehlanzeige. Weder Oberbürgermeister noch Bürgermeister nehmen von dem Besuch Notiz, was bei manchem Suhler auf Unverständnis stieß. Am späteren Abend dann ist Sigmund Jähn zu Gast im Suhler Sportcenter, wo er im Rahmen des "Kultur-Freitags" vor mehr als 100 interessierten Besuchern über die Entwicklung der Raumfahrt und seine persönlichen Erlebnisse spricht.

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