So leidenschaftlich wie beim Thema Gebietsreform legen sich hiesige Bürgermeister und Landräte selten ins Zeug. Schließlich geht's - wenn man manchen Protagonisten mit Chefsessel in der öffentlichen Verwaltung Glauben schenkt - um nicht weniger als den Untergang Südthüringens: Alles soll so bleiben, wie es ist. Ist das allen Ernstes der Plan? Man muss gar nicht so weit in die Geschichte blicken, um zu sehen, wohin es führt, wenn politische Eliten nicht merken, dass ihnen die Zeit davongelaufen ist. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", bestellte man einst der Berliner Führungsriege. Auch die wollte an etwas festhalten, das es nicht mehr gab. So ist es auch bei der Gebietsreform. Längst haben sich alte Strukturen überlebt. Südthüringen verliert dramatisch Einwohner: Minus 25 Prozent lautet die optimistischste Prognose bis 2030. Doch mancher Bürgermeister oder Landrat meint, nicht das sei die Bedrohung, sondern der Plan der Landesregierung, größere Kreise für weniger Menschen zu schaffen.