Journalistin Kirsten Bertram schlendert im Gassengewirr der Erfurter Altstadt zur "Feuerkugel" - einer legendären Kneipe mit Thüringer Küche. Dort bestellt sie, verrät uns Autorin Beate Baum in ihrem neuen Krimi, Rostbrätl mit Bratkartoffeln. Auf der Karte stehen auch Thüringer Klöße und Rindsroulade, nebst einem Gericht, das man heute meist vergeblich sucht: Es heißt "Sättigungsbeilage" und spätestens mit diesem Wortmonstrum auf Seite 27 von Baums Schmöker-Krimi "Auf Sendung" weiß der Leser: Aha, das ist ja eine Geschichte aus der guten, alten Zeit.

Nun, ob die Zeiten gut waren im Jahr zwei nach der Wende, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls nimmt uns diese Geschichte sofort ungemein gefangen - und zwar nicht nur wegen der sich (zugegeben recht langsam) entwickelnden Kriminalgeschichte, sondern vor allem auch wegen der liebevollen und kenntnisreichen Erfurter Stadtansichten und ostdeutschen Einsichten ganz allgemein aus dem Jahr 1991. Denn über 22 Jahre ist das Manuskript alt, dass die Dresdner Journalistin mit Thüringen-Erfahrung nach reiflich Überlegung nun druckreif gemacht hat. "Mein siebtes Buch", sagt sie bei der ersten Lesung am Mittwochabend in der Erfurter Buchhandlung "Peterknecht" stolz. Und mit siebten Dingen sei das ja immer so eine Sache. Nach der Lesung aber erhält sie viel Lob von den Zuhörern für ihre Beschreibungen einer Stadt im Nachwende-Modus. Einer Zeit, in der Westdeutsche wie Beate Baum Wohnungen nur mehr oder weniger illegal im Osten mieten konnten oder - wie die Autorin selbst - im Studentenwohnheim im Erfurter Rieth kampierten. Es sind diese Milieubilder, die beim Lesen so neugierig machen, weil kaum jemand über diese Umbruchzeit in Erzählform so kenntnisreich schreibt. Dass Beate Baum, die damals in Erfurt ihre ersten journalistischen Erfahrungen bei einer gerade neu gegründeten Tageszeitung sammelte, beim Krimischreiben ganz nebenbei genau dieses Milieu festhielt, ist ihr erst jetzt so richtig bewusst geworden.

Natürlich gibt es trotz aller netter Beschreibungen alsbald einen Toten. Und die Autorin betont im Gespräch mit den Lesern bei ihrem "Erfurt-Krimi" eifrig das Wörtchen Krimi. Ein solcher ist die Geschichte nämlich in erster Linie. Genauer gesagt ist das Buch sogar das letzte Abenteuer der Journalistin Kirsten Bertram, die auch schon in Dresden, dem heutigen Wohnort Beate Baums, ermittelte. Sie will die kleine Reihe abschließen und sich neuen Projekten widmen. Denn nebenbei schreibt Beate Baum auch Reiseführer.

Gedanken zum Krimi

Zwei Jahre lang war sie in den Neunzigern Volontärin bei Freies Wort in Suhl, ehe es die in Dortmund geborene und aufgewachsene Journalistin in die sächsische Landeshauptstadt verschlug. Ihrer Leidenschaft für den Krimi frönte Beate Baum in all den Jahren nicht nur schriftstellerisch. Sie schaut natürlich jeden Sonntag "Tatort" & Co. und macht sich darüber ihre Gedanken. Nachzulesen auch künftig auf dieser Stelle.

Beate Baum: "Auf Sendung" Sutton Verlag Erfurt 2013 - 12 Euro