Liberale und konservative Politiker brechen gern eine Lanze für den mündigen Bürger. Man dürfe die Menschen, sagen sie, nicht mit immer neuen Verboten und Vorschriften triezen, man solle sie nicht ständig umerziehen wollen oder mit übertriebener politischer Korrektheit nerven. Manche beklagen gar eine "Erziehungsdiktatur". So hat etwa die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer den Grünen im Februar vorgeworfen, sie trauten den Menschen nichts zu und betrieben eine Politik der Bevormundung "von der Wiege bis zur Bahre". Wenige Wochen später mutierten allerdings auch Unionspolitiker zu Volkserziehern, die den Menschen eintrichterten: Hände waschen, Abstand halten, zu Hause bleiben, Maske tragen. So viel Gängelei war selten. Aber um eine Pandemie einzuhegen, geht es eben nicht ohne Vorschriften, Verbote und Kontrollen.