Der "Bolero" - eine Melodie, die sich dem musikalischen Gedächtnis einbrennt wie kaum eine zweite. Zaghaft entfährt sie zunächst den Instrumenten, bekommt lyrische Verführungskraft durch die Bläser, schraubt sich immer lauter, immer kraftvoller, immer anziehender aus dem Orchester. Eine Melodie, die jeden fesselt. Keiner, der in diesem Moment die riesige Lokhalle des Meininger Dampflokwerks verlassen würde. Denn die Musik steuert für jeden spürbar auf etwas Gewaltiges zu. Wer jetzt gehen würde, der würde wohl innerlich aufgewühlt draußen umherirren, weil die Musik Maurice Ravels einfach nicht zu Ende gebracht wäre. Unermüdlich rattert das Schlagzeug diesen so schnellen, so typischen, so asymmetrischen Rhythmus. Ein Wahnsinn für jeden Schlagzeuger, der nicht den Bruchteil einer Sekunde unsicher sein darf - denn dann wäre das Stück verloren. Sie schwitzen, sie spielen, bis dieser Bolero überbordet und im musikalisch donnernden Finale geradezu erlösend in sich zusammenbricht. Regungslos lauscht das Publikum. Und dann jubelt es. Vielleicht der Höhepunkt beim Festkonzert der Meininger Hofkapelle am Samstag im Dampflokwerk.