Bad Salzungen Über 200 Betten werden am Klinikum freigehalten

Keine einfachen Tage für das Klinikum Bad Salzungen: Die Corona-Gefahr stellt das Haus vor Herausforderungen. Auch wenn noch kein Corona-Patient im Klinikum liegt - man ist nun gut vorbereitet.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bad Salzungen - Schnelle und richtige Entscheidungen sind gefragt, um sich medizinisch auf die angekündigte Coronavirus-Welle vorzubereiten. Am Freitag vergangener Woche erhielt das Bad Salzunger Klinikum schriftlich die Aufforderung des Freistaates, keine nicht so dringenden Fälle mehr aufzunehmen, um so Betten freizuhalten. "Was zu verschieben geht, sollten wir verschieben", erklärt Klinik-Geschäftsführer Harald Muhs. Also hat man über das Wochenende all jenen Patienten abgesagt, die zu einer geplanten Behandlung oder Operation ins Klinikum einbestellt waren. Knapp die Hälfte des Klinikums ist deshalb zurzeit nicht belegt. Das sind rund 200 Betten. Zeitgleich wurde das Haus abgeschottet und der Besucherverkehr eingestellt. "Das ist zum einen notwendig, um die Patienten zu schützen. Zum anderen müssen wir sicherstellen, dass sich unsere Mitarbeiter nicht infizieren", so Muhs. Denn wenn sich nur ein einziger Mitarbeiter ansteckt, dann müsste man das Klinikum für zwei Wochen schließen. "Und das wäre in der jetzigen Situation fatal." Oberste Priorität habe deshalb der Schutz des Klinikums. Das Besuchsverbot gelte ohne Ausnahmen. Wenn beispielsweise ein werdender Vater bei der Geburt seines Kindes dabei sein möchte, dürfe er das Krankenhaus auch erst mit seiner Frau und dem Kind wieder verlassen. "So lange wir Kapazität haben, können wir das anbieten." Aktuell hat ein Vater davon Gebrauch gemacht.

Isolierstation

Auch wenn es aktuell noch keinen Corona-Patienten im Haus gibt, hat man innerhalb kürzester Zeit vorgesorgt. Die Station 5A wurde komplett freigezogen, vom Rest des Klinikums abgetrennt, die Lüftung ausgeschaltet, und zur Isolierstation umfunktioniert. Wände wurden gezogen und eine Verbindung zum Erdgeschoss zur Corona-Anlaufstelle geschaffen. "Falls dies nicht ausreicht, können wir diese Struktur erweitern, so sieht es unser Pandemieplan vor." Zuständig für die Isolierstation ist das Team der 5A.

Für schwer verlaufende Fälle einer Coronavirus-Erkrankung sind Beatmungsbetten notwendig. Auch darauf ist das Klinikum vorbereitet - technisch, aber auch personell. "Unsere Anästhesisten haben den Internisten Auffrischungskurse gegeben", so Muhs. Stationär sei man also auf den Notfall eingestellt. Und das Ganze sei noch ausbaufähig, falls mehr Patienten als erwartet behandelt werden müssen. "Für den Klinikbetrieb ist das alles eine riesige Herausforderung, aber ich vertraue auf unsere Kollegen, dass sie den Ansturm bewältigen werden." Allerdings wünscht sich Harald Muhs mehr Unterstützung bei der Betreuung der Kinder, die wegen der Kindergarten- und Schulschließung zu Hause betreut werden müssen. Den betroffenen Mitarbeiterinnen sei von der Stadt oder Gemeinde gesagt worden, "dass dann ihre Männer zu Hause bleiben sollen". Das sei nachzuvollziehen, aber eben nicht durchzusetzen. "Wenn das so bleibt, dann werden wir einen Großteil der Mamas verlieren." Das wäre richtig schlimm. Denn wenn die angekündigte Welle an Corona-Fällen komme, "brauche ich jede Hand, jede Ärztin, jede Putzfrau und jede Altenpflegerin". Vor allem auf den Einsatz der Altenpflegerinnen sei man angewiesen. "Die Älteren sind das schwächste Glied in der Kette."

Praxis verlegt

Räumlich verlegt wurde die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung. Sie ist nun im Neubau des Medizinischen Versorgungszentrums und über den rechten Eingang zu erreichen. Auch die Klinik-Apotheke und die Praxen des Medizinischen Versorgungszentrums sind über einen separaten Zugang hinter dem Klinikum - durch den Patientengarten die Treppe rauf - zu erreichen. Die Notaufnahme ist für alle Notfälle da, "aber nicht für Patienten, die glauben, sich das Coronavirus eingefangen zu haben", appelliert Harald Muhs.

Autor

Bilder