Letztlich bestimmt aber der Kunde, welches Gerät ins Wohnzimmer kommt. Und in den vergangenen Jahren waren es immer weniger aus der Loewe-Kollektion, weiß der Insolvenzverwalter: "Loewe hatte schon seit Jahren einen defizitären Geschäftsbetrieb." Bei 120 Millionen Euro lag der Jahresumsatz zuletzt. Dabei seien schon 150 Millionen Euro zur Personalkostendeckung erforderlich, hat Weiß ausgerechnet.
"Seit Hecker weg ist, hatten wir nur Leute, die auf Profit aus waren", macht Horst Detsch aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er verweist auf seine 36-jährige Betriebszugehörigkeit. "Ich habe alle Höhen und Tiefen erlebt. Aber was jetzt passiert ist, spottet jeder Beschreibung", fokussiert sich der Zorn des Stockheimers auf die britische Investmentgesellschaft Riverrock. Die habe zwar ein Darlehen gegeben, lasse Loewe jetzt aber ausbluten. "Diese verdammten Finanzhaie", schimpft Detsch.
Elf Ergänzungsverträge in zehn Jahren, 20 Prozent weniger Lohn sowie die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind für den Stockheimer Beleg dafür, dass "die Mitarbeiter stets alles getan haben, um das Unternehmen zu retten". Doppelschichten, Überstunden, Wochenendarbeit: Die Fehler seien nicht in der Produktion, sondern woanders gemacht worden, deutet Horst Detsch auf die Chefetage.
11.30 Uhr: Inzwischen bildet sich vor dem Gebäude 63 eine Schlange. Auf dem Parkplatz fließt derweil die eine oder andere Träne. Betriebsrätin Ingrid Heinisch versucht, Trost zu spenden. Doch bei vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen bleibt es beim Versuch. Viel Zeit hat Heinisch ohnehin nicht mehr, denn für sie steht eine Sitzung des Betriebsrats an. Dabei geht es ihren Angaben zufolge um die Themen Interessenausgleich und Sozialplan. "Darum werden wir für die Belegschaft kämpfen."