Zum Tod von Georg Scheller Ohne „Goldköpfchen“ ging nichts

Mitte der 1960er Jahre holen die Albrechtser Fußball-Männer den Kreispokal: Siegfried Jahn, Harry Rippberger, Gregor Bauer, Klaus Harprecht, Helmut Marscheider, Peter Wagner, Georg Scheller, Dieter Albrecht, Klaus Beck und Ernst Schmidt (hintere Reihe von links) sowie Volker Recknagel, Manfred Label, Willi Guderian, Karl Pietsch und Oskar Angermüller (vordere Reihe). Foto: privat

Mehr als 60 Jahre war Georg „Schorsch“ Scheller Mitglied bei Jugendkraft Albrechts. Nicht auszudenken, wo der Albrechtser Fußballer heute ohne ihn stehen würde. Nun ist das „Goldköpfchen“ mit 79 Jahren gestorben.

 
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Albrechts - Ohne ihn würde es vielleicht gar keinen Fußball mehr in Albrechts geben. Diesen Satz hört man häufig, wenn man Weggefährten, Mitspieler, Freunde nach dem Leben und Wirken von Georg Scheller fragt. Leben und Wirken des gebürtigen Albrechtsers, das war vor allem der Fußball. Auf und neben dem Platz, als Stürmer und Vorstopper, der sich wegen seiner vielen Kopfballtore schnell den Spitznamen „Goldköpfchen“ verdiente; und als Organisator und Macher, ohne den manches im Verein wohl nicht gestemmt worden wäre. Ja, Georg Scheller und Fußball in Albrechts, das war eine große Liebe von Anfang an. Als 16-Jähriger gehörte er am 9. Juli 1958 zu den 14 Gründungsmitgliedern des Fußballvereins, der in die Betriebssportgemeinschaft Motor Albrechts integriert wurde.

„Ohne ihn hätte es in Albrechts an vielem gefehlt“, bringt es Wolfgang Roth auf den Punkt. Immer wieder nutzt Georg Scheller seine Stellung als Gruppenleiter im Ersatzteilvertrieb des Suhler Fahrzeug- und Jagdwaffenwerks und besorgt benötigtes Material, um seinem Klub zu helfen. Wolfgang Roth spielte seit 1973 zusammen mit Scheller in Albrechts Fußball. Da hatte das „Goldköpfchen“ sein Meisterstück schon vollbracht: Den Bau des Sportplatzes „Am Aschenkopf“, der nach gut einjähriger Bauzeit am 7. Juli 1962 eingeweiht wurde. „Er war einer der Macher“, sagt Heinz Recknagel, wie Scheller auch einst Sektionsleiter.

Der Bau des Sportplatzes ist eine mühselige Schufterei. Das Gelände fällt zu einer Seite ab. Sprengungen sind nötig. Ganz beseitigen lässt sich die Schieflage nicht. Von der linken oberen bis zur rechten unteren Ecke, erzählt Heinz Recknagel, habe der Platz ein Gefälle von etwa einem Meter gehabt. Zumindest für alle Zuschauer in der Bergbaude ein echter Vorteil: Denn so konnte man von dort aus die Spiele gut verfolgen.

Alle Bauarbeiten passieren damals in Eigeninitiative. Mit Steinkohlenschlacke des Simson-Heizkraftwerkes wird der Platz aufgeschüttet, obendrauf kommt eine Schicht Hirschbacher Kies. Fertig war der Hartplatz, der seinem Namen alle Ehre machte. Heinz Recknagel muss ein wenig schmunzeln: „Wir haben beide ein Leben lang darauf gespielt – und uns die Knochen kaputt- gemacht.“

Bis in die Bezirksklasse geht es in den folgenden Jahrzehnten für die Albrechtser hinauf. Die heißesten Spiele, erinnert sich Wolfgang Roth, seien die Duelle gegen Dietzhausen und Mäbendorf gewesen. Schellers größtes Spiel dürfte aber das gegen Ilmenaus DDR-Liga-Mannschaft gewesen sein, das erst im Elfmeterschießen einen Sieger fand. Ende der 1970er Jahre hatte Albrechts im Pokal des Kreises gesiegt und durfte daraufhin an der 1. und 2. Runde im Bezirk teilnehmen. Die Begegnung gegen Ilmenau endete 1:1. Im Elfmeterschießen behielt Schellers Team um Torhüter Karl Pietsch, Helmut Marscheider und Volker Behrendt die Nerven. Man gewann mit 6:5.

Fußball und Georg Scheller, das passte perfekt zusammen. Dabei, wirft Ehefrau Karin ein, wollte ihr „Schorsch“, mit dem sie 58 Jahre verheiratet war, als Junge zuerst ein Ringer werden, so wie sein Vater. Aber ein Geburtsfehler an der linken Hand machte eine Fortsetzung aussichtslos. So wechselte Georg Scheller zum Fußball und ging darin vollkommen auf. Auch neben dem Platz.

Wolfgang Roth berichtet von Georg Schellers langen Autofahrten in den Harz, wo Fußball-Abteilungsleiter „Schorsch“ nach seiner eigenen aktiven Zeit die Offiziersschüler extra aus der Heimat zum Fußballspiel abholte, bevor sie am Montag wieder in der Offiziershochschule der Grenztruppen auf dem Suhler Friedberg anzutreten hatten. „Es gab nichts Wichtigeres als Fußball. Da ist alles liegen geblieben“, weiß Wolfgang Roth. Und Heinz Recknagel ergänzt: „Er war immer mit vorne dran.“

Daran änderte auch seine Krebserkrankung nicht viel, die ihn über Jahre begleitete. Bis zum Schluss, als der Körper es schließlich nicht mehr zuließ, war Georg Scheller Dauergast bei den Spielen seiner Albrechtser. Am Sonntag, dem 11. April, erlag das Ehrenmitglied des SV Jugendkraft seinem Krebsleiden. Georg Scheller wurde 79 Jahre alt.

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