Weihnachtsbaumaktion Ein Ständchen für den Tannenbaum

Der Suhler Weihnachtsbaum des Jahrgangs 2022 steht. Viele Schaulustige verfolgen Samstagvormittag auf dem Marktplatz die Aktion von Feuerwehr und Kranfirma. Kaum ist der Baum aufgerichtet, wird er auch schon wohlklingend besungen.

 
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Punkt 10 Uhr rollt der Tieflader mit dem Weihnachtsbaum am Samstag auf den Marktplatz. Begleitet von einem blaulichtflackernden Konvoi der Suhler Feuerwehr und einem Autodrehkran absolvierte die 18 Meter hohe Douglasie die Fahrt von der Gartenanlage an der Kunigunde über die Schleusinger Straße, die Bebelstraße und die Rimbachstraße bis hinunter in die gute Stube der Stadt problemlos. Um acht hatten die Feuerwehrleute den Baum gefällt. Um neun lag er auf dem Tieflader und exakt eine Stunde später trifft er an seinem Bestimmungsort ein, wo er nach dem von vielen Schaulustigen bei Bratwurst, Kaffee oder einem frühen Glühwein verfolgten Aufrichten und Einsetzen in die Bodenverankerung nun zwischen Altem Rathaus und Waffenschmiedbrunnen weihnachtliches Flair verbreitet.

Zerbrechliche Fracht

Doch zuvor müssen Feuerwehrmann Dirk Leopold und seine Kollegen noch einmal die Motorsägen anwerfen, um den Stamm für die Bodenhülse und zusätzliche Holzkeile zurechtzuschneiden, damit der Baum sturmsicher verankert werden kann. Unterdessen ist bei Udo Fiedler von der Firma Schelhorn Fingerspitzengefühl gefragt. Er bugsiert die 2,7 Tonnen schwere, zerbrechliche Fracht am Haken des 40-Tonnen-Autodrehkrans nach den Anweisungen der Feuerwehrleute zentimetergebau in die Hülse. Noch ein Stück drehen, dann sitzt der Baum gut. Nichts Außergewöhnliches für ihn und seinen Kollegen Marco Schelhorn, der den Tieflader fährt. „Alle Jahre wieder...“, lacht Schelhorn, der schon oft bei der Suhler Baumaktion dabei war. „Der November ist unser Weihnachtsbaummonat. Steinbach-Hallenberg, Zella-Mehlis, Viernau, Bermbach... überall stellen wir jetzt Bäume auf“, sagt er.

„Wir konnten nicht widerstehen“

„Alles Experten hier, das läuft wie am Schnürchen“, stellt Silvio Volkmann aus dem Brand- und Katastrophenschutzamt der Stadtverwaltung anerkennend fest. Über viele Jahre seien die Suhler Feuerwehrleuten zu wahren Weihnachtsbaum-Experten geworden, so dass solche Pannen, wie einst in der Lauter, als ein Baum zerbrach oder in Neundorf, als sich die Aktion wegen des überdimensional großen Baumes fast über den ganzen Tag hinzog, der Vergangenheit angehören.

Als der Baum steht, ist ringsum anerkennedes Gemurmel zu hören. Ja, er ist schön der Weihnachtsmbaum des Jahrgangs 2022. Schön dicht, schön grün und wie er duftet... Das finden auch die Sänger des Männerchores Ars Musica. Sie bauen sich spontan auf der Rathaustreppe auf und stimmen „Oh Tannenbaum“ an. Die Männer proben an diesem Wochenende im Oberrathaussaal mit 15 ehemaligen Mitgliedern des Knabenchores für sein großes Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen des Knabenchores am 3. Dezember. „Da hat sich das Ständchen geradezu angeboten. Wir konnten nicht widerstehen“, sagt Chorleiter Thorsten Weiß. Den Zuschauern gefällt’s trotz zeitweise lautstarker Begleitung durch die Motorsäge, so dass die Sänger für ihre spontane Aktion mit reichlich Beifall bedacht werden.

Unter den Schaulustigen, die sich rings um den Marktplatzt verteilt haben und das Aufstellen verfolgen, ist auch Katrin Busse vom erweiterten Vorstand der Kleingartenanlage Haselbach. Aus einer der dortigen 31 Parzellen stammt der Baum. „Wir spenden ihn der Stadt als Dankeschön, weil die uns in den vergangenen zwei Jahren über den Eigenbetrieb beim Fällen etlicher kranker Bäume im ehemaligen Biotop unserer Anlage unterstützt hat“, sagt sie. Diese Arbeiten hätte der kleine Verein mit vielen älteren Mitgliedern aus eigener Kraft heraus nicht leisten können. „So können wir uns ein bisschen revanchieren.“ Die Fällarbeiten waren wichtig, denn der Verein hat sich vorgenommen, das einstige Biotop zu rekultivieren und neu zu gestalten, um es wieder zu einem echten Anziehungspunkt zu machen. Die zentral gelegene und gut erreichbare Anlage sei schließlich sehr beliebt, sagt Katrin Busse. „Alle unserer 31 Parzellen sind belegt; es gibt sogar eine Warteliste.“

Zweite Douglasie für Heinrichs

In den nächsten Tagen bekommt der Baum sein Lichterkleid angelegt, bevor er den glanzvollen Mittelpunkt des Chrisamelmarts bildet, der am 25. November eröffnet wird und die Suhler sowie Gäste der Stadt nach zwei Jahren endlich wieder mit heimeliger Stimmung durch den Advent begleitet.

In zweiter Baum, der als Reservebaum für den Marktplatz diente, wurde am frühen Nachmittag vom Suhler Ortsverband des THW auf dem Heinrichser Straßenmarkt aufgestellt. Diese Douglasie stammt aus dem Garten von Roswitha Wolf vor der Schilling-schmiede im Schwarzwasserweg. „Es freut mich sehr, dass der Baum jetzt so zu Ehren kommt“, sagt die alte Dame, die im Pflegeheim „Dr. Fritz Zeth“ auf dem Döllberg lebt, am Telefon. Ihr Mann hatte den Baum vor 50 Jahren gepflanzt, doch längst ist er zu groß geworden erzählt Roswitha Wolf, deren Tochter Sabine Knauth den Garten betreut und die Weihnachtsbaumspende mit der Stadt koordiniert hat. Das Reißig seiner unteren Astkränze wird als Tannengrün für die Deko der Weihnachtsmarkthütten und zur Verschönerung der Innenstadt dienen.

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