Differenzierte Betrachtung
Eine Kontamination mit krank machenden Mikro-Organsimen auf Grund falsch umgesetzter Energiesparmaßnahmen muss anschließend mit erheblichem technischem oder organisatorischem Aufwand bekämpft werden, um eine Gesundheitsgefährdung der Nutzer zu verhindern. Demzufolge sind unbedachte, laienhafte Handlungen und Eingriffe in solche Systeme für alle Nutzer des Gebäudes als gesundheitsgefährdend einzustufen und auch mit unkalkulierbaren Folgekosten verbunden. Will man dann die Anlage wieder in einen bestimmungsgemäßen Betrieb setzen, sind beispielsweise aufwendige Gefährdungsanalysen, Reinigungen, Desinfektionen und Sanierungen die Folge. Die Kosten hierfür können dadurch den Einspareffekt schnell übersteigen.
Ebenso wenig zulässig ist ein zeitlich eingeschränkter Betrieb der Trinkwassererwärmung mit Zirkulation (Zeitschaltuhr), oder eine Betriebsweise mit abgesenkten Temperaturen (< 60/55 °C) in zentralen Großanlagen. Neben den gesundheitlich-hygienischen Risiken und entgegen der landläufigen Meinung wirkt eine tägliche temporäre Temperaturabsenkung letztendlich kaum Energiesparend, da für eine spätere Temperaturerhöhung ungleich mehr Energie eingesetzt werden muss.
Bereits mit Beginn SARS-CoV-2 Pandemie informierte der DVQST e. V. Verbraucher über die besonderen Anforderungen der Trinkwasserhygiene im Zusammenhang mit der Nicht-Nutzung von Gebäuden und über die Anforderungen an eine fachgerechte Wiederinbetriebnahme mit dem Beginn der Lockerungen.
Wird in einem öffentlichen Gebäude, oder auch in Großanlagen über einen längeren Zeitraum kein Warmwasser benötigt, kann das Warmwasser-System durchaus vollständig abschaltet werden. Hierbei sollte jedoch für eine aktive Auskühlung durch Ausspülen von Warmwasserspeicher und Rohrleitungen mit Kaltwasser gesorgt werden, da bei langsamem Auskühlen in den kritischen Temperaturbereichen zwischen 20 und 50 Grad ein Bakterienwachstum gefördert wird.
Der Grundsatz „Wasser muss fließen“ gilt jedoch auch für Anlagen, die nur teilweise außer Betrieb genommen werden sollen. Hier muss überall im System ein regelmäßiger Wasseraustausch stattfinden, damit kein Wasser in den Leitungen steht (stagniert) und seine Trinkwasserqualität verlieren kann. Das bedeutet, dass auch bei abgeschalteter Trinkwassererwärmung die Zirkulationspumpe weiterhin für eine Umwälzung des Wassers sorgen und auch das (dann kalte) Wasser der Warmwasserleitungen regelmäßig durch Entnahme oder Spülung ausgetauscht werden muss. Das Ausspülen der Leitungen ist dabei keine Wasserverschwendung, sondern nur die notwendige Simulation der bestimmungsgemäßen Nutzung.
Kleinere Anlagen, zum Beispiel in Wohnungen mit Gasthermen, Durchlauferhitzer oder Kleinspeicher, sind in Bezug auf potentzielle Energie-Einsparung durchaus im Vorteil. Diese können mit wenig Aufwand auch zeitweise außer Betrieb genommen werden.
In jedem Fall gilt: Wenn über mehrere Tage hinweg kein Warmwasser benötigt wird, ist es besser, die Erwärmung komplett abzuschalten, als sie bei niedrigen Temperaturen weiterlaufen lassen.
Leitungen dämmen
Am meisten Energie kann jedoch gespart werden, wenn die Leitungen und Einbauteile ordnungsgemäß gedämmt sind, wenn klein dimensionierte Anlagen verbaut werden und die Systeme richtig einreguliert und instandgehalten sind.
Unser Tipp: „Sparen Sie Energie an der richtigen Stelle“:
•Lassen Sie Warmwasser beim Zähneputzen oder an der Spüle nicht zu lange laufen.
•Reduzieren Sie die Dusch-Temperatur an der Armatur um 2 Grad.
•Reduzieren Sie die Duschzeit und -häufigkeit.
•Lassen Sie Trinkwassererwärmer reinigen und temperaturhemmende Kalkablagerungen entfernen.
•Ersetzen Sie groß dimensionierte Warmwasserspeicher durch kleinere Modelle oder Durchfluss-Trinkwassererwärmer.
•Lassen Sie alte, überdimensionierte Zirkulationspumpen gegen effizientere Modelle austauschen.
•Lassen Sie Warmwasserleitungen mit ihren Einbauten ordnungsgemäß dämmen. Wenn Sie es schaffen, aus 15 Minuten Duschen bei 40 Grad nur noch fünf Minuten bei 38 Grad zu machen, sparen Sie immens viel Energie und Wasser, und das bei gesundheitlich sicheren Warmwasser-Temperaturen von 55 bis 60 Grad.
Um langfristig einen nachhaltigen, wirtschaftlichen und damit Energie sparenden Betrieb von Warmwasseranlagen zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Instandhaltung unabdingbar. Verkalkte Wärmetauscher, überdimensionierte Anlagen und Leitungen, alte Pumpen, hydraulisch nicht abgeglichene sowie unzureichend gedämmte Trinkwasser-Installationen führen zu unnötig hohem Energieverbrauch und -kosten. In diesem Zuge tragen technische Verbesserungen der Anlage erheblich dazu bei, die vorhandenen Energiequellen effizienter zu nutzen.
Bei Neubauten, Generalsanierungen und dergleichen sollte auf eine schlankere Dimensionierung und Verlegung von Rohrleitungen und Trinkwassererwärmer geachtet werden. Kritisch hinterfragt werden sollte ebenso die Anzahl von Waschbecken, Badezimmer oder Duschanlagen.
Energie sparen bedeutet nicht zwangsläufig auch Kosten sparen. Energiesparen kann nur, wer überlegt handelt. Unüberlegte Eingriffe, wie die Absenkung der Warmwasser-Temperaturen kann langfristig nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Gesundheit teuer zu stehen kommen.