Verschiedene Strategien Die grüne Herausforderung

Corinna Marr gibt Tipps, welche Pflanzen Hitze und Regenmangel trotzen. Foto: /Michael Bauroth

Die Herausforderungen für Pflanzen und Bäume bei fehlendem Regen und zu hohen Temperaturen sind enorm. Verschiedene Strategien sind möglich, sie dabei zu unterstützen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es fühlt sich an, als würde man auf Papier gehen, wenn das Gras, das als solches kaum noch auszumachen ist, unter den Füßen raschelt und knirscht. Knochentrocken und zu Heu verbrannt ist es längst in jenen Gärten, die in Vergangenheit oder heute kühnen Träumen grüne Rasenflächen waren und wieder werden sollten. Es ist ein Anblick, der vor wenigen Jahren in unseren Gefilden eher Seltenheitswert besaß und südlichen Urlaubsregionen zugeschrieben wurde. Auch jene werden sich Trockenheit und Hitze geschlagen geben, die es mit der Methode des Stehenlassens versuchten und das Gras wachsen ließen. Durch die Beschattung des Bodens trocknet der zwar weniger schnell aus, bei fehlendem Regen jedoch ist es auch hier nur eine Frage der Zeit, bis sich alles noch Grüne ins Gelbe verfärbt. Richten sich die Blicke nach oben, verheißen sie ebenfalls kein stattliches Grün. Auch Sträucher und Bäume leiden sichtbar. Schlaffes Laub, kürzere Blühphasen, fallende Früchte sind einige der Folgen. Wie geht man im besten Falle mit solchen Situationen um?

„Wir sind dabei, uns umzustellen“, sagt die Inhaberin der Gärtnerei und des Blumenfachgeschäftes Marr in Zella-Mehlis. Wurde hier noch von Hand gegossen, werden in Teilbereichen die Pflanzen inzwischen über Tröpfchenbewässerung versorgt. „Das werden wir schrittweise überall so einführen“, ist Corinna Marr sicher, „sonst würden wir mit dem Gießen gar nicht mehr hinterher kommen.“ Diese Methode spart nicht nur Zeit, sondern zugleich auch Wasser, das nicht unendlich vorhanden ist. Auch das zeigte der Brunnen auf dem Grundstück bereits deutlich, der im April des vergangenen Jahres erstmals nicht mehr Grundwasser in gewohnter Menge spendete. „Das ist neu, dass wir in Phasen ohne Regen erst einmal abwarten mussten, bis wieder Grundwasser nachgelaufen ist“, so ihre Erfahrung. Die Bewässerung ist eine Seite, eine andere sind die Pflanzen selbst. Bei Grün- und Blühflächen plädiert auch sie dafür, die Mahd nach hinten zu verschieben, um vom Schattenwurf zu profitieren. „Auch wenn sie irgendwann ebenfalls verbrennen, erholen sie sich wieder. Und zwar schneller als englischer Zierrasen, der bewässert werden muss. Nach zwei Regenfällen dürfte es erneut blühen.“

Auswahl wärmeliebender Pflanzen

Wer seinen Garten neu anlegt, sollte ihrer Meinung nach darauf achten, wärmeliebende Pflanzen auszuwählen. Dazu gehören Gräser, von Braungräsern mit Bronzeschimmer bis zum Pampasgras ebenso wie Koniferen oder Rhododendren, die generell weniger Wasser benötigen. Dickblattgewächse wie Sedum oder Sonnenanbeter wie der Teufelsstrauch, Papierblumen, Bougainvilleen sind Alternativen. Ebenso Lavendel oder etwa Salbei, der als Blattschmuck so manche hitzeunverträgliche Pflanze ersetzen könnte. Überhaupt sind viele Kräuter zudem noch wahre Insektenweiden. Doch nicht alle Pflanzen, die gut über inzwischen auch unsere heißen und trockenen Sommer kommen, verkraften auch unsere Winter und müssen an geschützte Orte umziehen.

Pflanzen zeigen, woran es ihnen fehlt

Corinna Marr gibt zu bedenken, dass bei langer Trockenheit dennoch nicht übermäßig gegossen werden sollte. „Bei dauerhafter Überschwemmung faulen die Wurzeln. Die Pflanzen zeigen uns schon, woran es ihnen fehlt“, rät sie lieber einen Blick mehr zu riskieren. Als sinnvoll erachtet sie außerdem, mehr auch halbschattig gelegene Gartenbereiche zu bepflanzen.

Am besten kann man den Einfluss der geänderten klimatischen Bedingungen an den Bäumen im Stadtgebiet erkennen. Baumarten wie Buche und Kastanie, die seit Jahrhunderten hier heimisch sind, kommen aktuell mit der großen Trockenheit nicht zurecht, beschreibt Inge Kessel, Fachdienstleiterin Umwelt, Naturschutz und Bestattungswesen, die Situation. Ihnen macht auch der schnelle Wetterumschwung von kalt zu warm und umgekehrt sehr zu schaffen. Solche Bäume benötigen dringend eine Winterruhe. Wenn es zu früh warm wird, treiben sie aus. Kommt dann erneut Frost, werden die Triebe zerstört. Der Baum reagiert mit einer Notknospung, die aber sehr viel Energie kostet und Ausnahme sein sollte.

Bäume werden regelmäßig bewässert

„Die einzige Form, in der wir dem Baumbestand helfen können, ist die Bewässerung. Seit drei Jahren werden die städtischen Bäume regelmäßig bewässert. Vorher war das nur in wenigen extremen Sommern erforderlich.“ Bei Neupflanzungen im Stadtgebiet werden Baumarten gewählt, die das aktuelle Klima besser vertragen. Dazu gehören Zerr-Eichen, Amerikanische Linden, Stadt-Ulmen und ähnliche Bäume, die sonst aus südlichen Ländern bekannt sind. Sie vertragen hohe Temperaturen, kommen mit weniger Feuchtigkeit aus und halten auch Minusgrade aus.

Neben den Bäumen werden auch Sportplätze und Gemeinschaftsgrabanlagen gewässert, normale Grünflächen jedoch nicht. Hier ist der Bauhof schon vor längerer Zeit dazu übergegangen, die Gräser und Blumen vor der ersten Mahd ausblühen zu lassen, erklärt Robert Kreinberger, stellvertretender Leiter des Baubetriebshofs. „Das ist auch günstiger für den Wassergehalt im Boden und für bodennahe Pflanzen, die es dadurch schattig haben.“ Ausblühen ist aber nicht auf allen Flächen möglich. Besonders dort wo die Flächen auch betreten werden sollen, wie auf Spiel- und Picknickplätzen oder Liegewiesen, muss nach wie vor regelmäßig gemäht werden. Dafür ist der Baubetriebshof verantwortlich, ebenso wie für die Schmuckbepflanzung mit einjährigen Pflanzen, die insbesondere im Umfeld der städtischen Gebäude und an den Ortseingängen die Stadt verschönern. Auch sie werden zur Freude der Zella-Mehliser und ihrer Gäste regelmäßig gegossen.

Mit dem Bedarf im Blick

Entlang der Bundes- und Landesstraßen außerorts ist das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr für die Mahd in drei Positionen und zwei Mähschnitten verantwortlich und schreibt diese öffentlich aus. In der Regel beginnt die Mähsaison Anfang Mai. „Wegen des nassen und kalten Frühjahres mussten wir den Beginn in diesem Jahr verschieben“, so Gebietsingenieurin Karin Oppitz. „Da schauen wir schon nach dem Bedarf, um keine Gelder unnötig auszugeben.“

Nach altem Vorbild

Eine andere Strategie fährt auch Karsten Knauth, der Betreiber der Regenberghütte in Zella-Mehlis. Wurde sonst generell vor der Sommersonnenwende die Wiesenfläche gemäht, lässt er sie jetzt generell ausblühen. „Und bis dahin wird die Wiese eben nicht betreten.“ Ganz nach Vorbild der österreichischen Almwiesen. Mähen will er dann ausschließlich mit der Sense und solange wenden, bis alles restlos trocken ist und alle Samen ausgefallen sind. „Immer wieder erzählen Gäste, wie schön es früher hier geblüht hat“, sagt er. „Schließlich heißt es hier ja nicht umsonst Heidetal. Zurück zu ökologischer Vielfalt und zu einem natürlichen Gleichgewicht. Das möchte ich anschieben, auch wenn es ein längerer Prozess wird.“ Unterstützen sollen diesen Bergziegen, die Karsten Knauth in Zukunft auf den Regenberg holen möchte.

Autor

Bilder