Untermerzbach Mehr Platz für erneuerbare Energien

Helmut Will
Düstere Wolken um die Windräder am Bretzenstein. Fraglich ist, ob dort eventuell ein weiteres Windrad entstehen kann. Das Foto entstand bei der Reparatur des Windrades "Enercon E66" in der vergangenen Woche. Foto: Helmut Will

Im Landkreis sind noch 15 Windkraftanlagen nötig, um dem Ziel der Energiewende näher zu kommen. Das macht Bürgermeister Helmut Dietz in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich.

 
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Untermerzbach - Schwerpunkte der jüngsten Gemeinderatssitzung in Untermerzbach, jedenfalls hinsichtlich des Diskussionsbedarfs, waren die Neu- oder Umgestaltung des "Spielplatzes" in Gleusdorf sowie die Stellung der Gemeinde zur Energiewende, vor allem auch wegen der Windkraftanlagen auf dem Bretzenstein.

Wie soll es mit der Energiewende aus Sicht der Gemeinde Untermerzbach weiter gehen? Diese Frage stellte Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) dem Gremium am Montag in der Turnhalle der Grundschule. "Das Thema ist nach wie vor präsent und ich bin der Überzeugung, dass es nur mit einem Mix von Wind und Fotovoltaik gelingen kann", so das Gemeindeoberhaupt. Biogasanlagen würden eher negativ gesehen. Die Gemeinde würde bereits fünf der zehn Millionen benötigten Kilowatt Strom aus regenerativer Energie beziehen. "Unser Ziel sollte es sein, das noch zu erhöhen und die Wertschöpfung in der Gemeinde zu behalten", so Dietz. Deshalb sollte die "GUT" im Landkreis Haßberge unterstützt werden, die Gemeinde sollte sich entsprechende Flächen, die zur Verfügung gestellt werden könnten, überlegen.

Im Landkreis seien noch 15 Windkraftanlagen nötig, um dem Ziel der Energiewende näher zu kommen. Hier sprach er an, dass auch an eine neue Windkraftanlage auf dem Bretzenstein gedacht werden sollte, die bei einer Höhe von 215 Metern 2,9 Gigawatt erzeugen könnte. "Das Handicap dort ist das Naturschutzgebiet und die Türen sind deshalb ziemlich geschlossen", so der Bürgermeister. Die Gemeinde sollte Stellung beziehen, wie sie sich die Entwicklung von regenerativer Energie vorstellt. "Gegenwind" bekam der Bürgermeister sogleich von Gemeinderat Robert Bohla (CSU). Der Landwirt widersprach, dass Biogas nicht berücksichtigt werden sollte. Auch sei er ein Gegner von Windkraft in der hiesigen Lage und bemängelte, warum nur auf dem flachen Land mit geringer Bevölkerungszahl Windkraftanlagen forciert werden sollen. Auch Gemeinderätin Birgit Finzel (CSU) sprach sich dagegen aus. "Mir stößt es sauer auf, dass so was nur auf dem Land passieren soll, auch die größeren Städte sollten dazu beitragen und bei der 10H-Regelung hat man sich sicher was dabei gedacht", sagte Finzel. Sie sei dafür, dass Windräder die Bevölkerung nicht beeinträchtigen sollten. Robert Bohla stellte die Frage, wie rentabel die Windkraftanlagen auf dem Bretzenstein überhaupt für die Gemeinde seien, was Dietz nicht aus dem Stegreif beantworten konnte.

Gemeinderat Jürgen Fromm (SPD) schlug moderatere Töne an. "Irgendjemand wird es immer geben den es trifft, wenn etwas entschieden wird und es müssen halt Abstriche gemacht werden. Es kann nicht sein, dass man die Meinung hat, woanders schon, nur nicht bei mir", sagte er. Auch Gemeinderat Sascha Maempel (SPD) vertrat die Meinung, dass eine kleine Kommune wie Untermerzbach eine zukunftsweisenden Weg in Sachen Energiewende gehen sollte, in Verantwortung für nachfolgende Generationen. "Kleine Nachteile sollten wir in Kauf nehmen um für uns möglichst was heraus zu holen", sagte er. Auch in Schutzgebieten müsse es möglich sein regenerative Energien zu erzeugen, sagte der Bürgermeister und verwies darauf, dass Windkraftanlagen im Gegensatz zu Fotovoltaikanlagen nur geringe Flächen benötigen.

"Mir geht es vor allem die Lasten für die Bevölkerung gerecht zu verteilen und da sollte zum Beispiel auch Oberbayern seinen Beitrag leisten", sagte Robert Bohla. Zweiter Bürgermeister Dieter Reisenweber (CSU) zeigte sich überzeugt, dass die politischen Rahmenbedingungen geändert werden müssen. "Alleine schaffen wir die Energiewende sonst nicht." Schließlich wurden Beschlüsse gefasst. Die Gemeinde steht der erforderlichen Energiewende positiv gegenüber und sollte deshalb ein sechs bis zehn Hektar großes Gebiet, welches zur Verfügung gestellt werden könnte, prüfen. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Die Windenergie auf dem Bretzenstein sollte weiter verfolgt werden. Hier gab es acht positive und vier negative Stimmen aus dem CSU Lager. Übrigens: Offensichtlich begann die Energieeinsparung schon bei der Sitzung. Infolge der kontrovers geführten Debatte wurde fast im Dunkel diskutiert, man vergaß schlichtweg, die Beleuchtung einzuschalten.

Wie Dietz weiterhin erklärte, sei von Gleusdorfern der Wunsch gekommen, den Spielplatz am Kirchberg umzugestalten. Dieser wurde als sogenannter "Laubengang" im Rahmen der Dorferneuerung im Jahr 2009 angelegt, nachdem dort ein altes Gebäude abgebrochen worden war. Angelegt und vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördert, wurde ein Laubengang mit Begrünung durch Weinstöcke. Deshalb, so Dietz, könne auch der so und so beengte Platz nicht groß umgestaltet werden. Gedacht wurde an eine zusätzliche Nutzung als kleiner Spielplatz, weshalb Spielgeräte mit einem Sandkasten geschaffen wurden.

Leider habe sich in den letzten Jahren der Sandkasten mehr oder weniger zu einem "Hunde- und Katzenklo" entwickelt. Was dort passieren könnte, darüber hatten sich Jugendreferentin Stefanie Bobrich, Gemeinderat Sascha Maempel (beide SPD) und Ortssprecher Norbert Lohneiß, Gedanken gemacht. Maempel und Bobrich stellten diese in der Sitzung des Gemeinderates vor. "Der Sandkasten dort ist tatsächlich für Kinder uninteressant, er riecht auch stark", sagte Sascha Maempel. Deshalb habe man mit Firmen Kontakt aufgenommen um auszuloten, wie man den Platz sinnvoll nutzen und auch eventuell für touristische Zwecke mit verwenden könne. Gedacht sei daran, zwei Schaukeln, einen Balance-Parcours und zwei Motorik-Tafeln anzubringen. Die Gesamtsumme für die Anschaffung der genannten Geräte benannte Sascha Maempel mit etwa 4500 Euro, wobei man noch eine mögliche Förderung abklären sollte.

Bürgermeister Dietz bedankte sich bei den drei Initiatoren und sagte, dass man das Projekt erst im kommenden Jahr ins Auge fassen könne, quasi, "wenn der Topf wieder offen ist." Mit einer Förderung von 80 Prozent könne gerechnet werden und mit Spenden und einem Obolus der Gemeinde sollte das machbar sein. Als Zuhörerin kam Marion Häfner aus Gleusdorf zu Wort. Sie bat, die Eltern von Gleusdorf mit einzubeziehen und mitbestimmen zu lassen. "Das vorgestellte Konzept ist ansprechend aber darüber sollten die Eltern vor Ort informiert werden", so Häfner. Schließlich stimmte der Gemeinderat dem vorgestellten Konzept zu, wobei die Eltern in Gleusdorf noch informiert werden sollen.

"Die digitale Ausstattung unserer Grundschule begleitet uns schon länger", sagte der Bürgermeister. Zurzeit würde eine Ausschreibung erstellt, die zeitnah zu vergeben wäre. Angebote lägen noch nicht vor, aber man müsse mit etwa 35 000 Euro rechnen. Abzüglich von Fördergeldern bleibt für die Gemeinde ein Eigenanteil von etwa 5000 Euro.

Vergeben wurde der Druck von Schildern für den Geschichtspfad in Zusammenhang mit der Synagoge Gleusdorf. "Nötig ist es, die Anzahl der Schilder so fest zu legen, dass eine gute Ausschilderung möglich ist", so Dietz. Den Auftrag erhielt eine Firma aus Berching zum Preis von 5700 Euro. Auch Natursteinarbeiten für die Aussegnungshalle Gereuth wurden zum Preis von gut 9000 Euro an eine Firma aus Zeil vergeben.

Schließlich wies Helmut Dietz noch darauf hin, dass die Überschwemmungsgebiete an der Itz neu festgelegt wurden. "Wer in diesem Bereich Flächen hat, sollte sich darüber informieren", riet Dietz.

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