Tuning-Treffen Suhl Tief im Wald parkt, was die Tuning-Garage hergibt

Anica Trommer

Tiefer, lauter, schneller sind die Autos und Motorräder, die am Samstag tief im Wald geparkt haben. Gut 3000 Schaulustige zog es zu dem Tuningtreffen  am Suhler Schießsportzentrum, bei dem Autoschrauber, Chrom- und Carbonfans zusammenkommen.

 
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Suhl - Es ist keine Liebe. Es ist eine Sucht. Wer einmal anfängt zu schrauben, hört nie wieder damit auf.  Als Tuning-Opa, wie sich Markus von Reitzenstein selbst  bezeichnet, blickt er bereits auf eine 30-jährige Schrauber-Karriere zurück. Im Alter von 20 Jahren hat der Münchberger einen Opel Kadett GSI umgebaut. „Es geht mir gar nicht darum, das Auto schneller zu machen. Es geht um die Optik. Es muss mit Hilfe der Originalteile so extrem wie möglich aussehen“, sagt er. Mit einem Ford Mustang GT – natürlich in getunter Ausführung –  ist er am Samstag nach Suhl gefahren. 11 000 Kilometer hat er den vier Jahren alten Wagen bisher nur bewegt.

Es ist  eine von ganz vielen  Raritäten, die in jeden Tag in den   Garagen der Republik aufgemotzt   werden. Sie sind meist tiefer, lauter und schneller  als die Autos, mit denen der  Wochenend-Einkauf erledigt wird.  Eine Auswahl dieser besonderen Fahrzeuge parkte am Samstag beim Tuningtreffen Tief im Wald genau dort – zwischen  den Fichten des Suhler  Schießsportzentrums.

Dort standen  die Fahrzeuge schon mehrmals. Dann zogen sie ins Heinrichser Gewerbegebiet um. Nun sind sie endlich zurück am alten Standort!  Gut 3000 Gästen schauten beim Tuningtreffen, organisiert  vom Zella-Mehliser Verein Custom Junkys, vorbei.

 Wenn dank Luftfahrwerk unter der Stoßstange kaum mehr ein fingerbreit Platz ist,  dann ist der Werk der Autoliebhaber vollendet. Es sind ausschließlich Originalteile, die Martin Schwamm  und sein Bruder Kevin eingebaut haben, um den   Mercedes W108, Baujahr 1969,  und den  Audi 100 C1, Baujahr 1976, aufzubauen. „Meistens sind doch nur  noch Plastikkisten unterwegs. Das, was wir fahren, sieht man auf den Straßen kaum noch“, ist sich Kevin Schwamm sicher.

Alle Ersatzteile haben die gelernten Kfz-Mechaniker, die in Hildburghausen als Heizungsbauer arbeiten, selbst eingebaut. Auch einen 1er und 2er Golf haben die beiden bereits in den Schrauberhänden gehabt. Bewegt werden die Hingucker ganz selten. Zu einem Treffen oder zum Eisessen geht’s dann und später schnell zurück in die sichere Garage, erzählen sie.

Erst schrauben, dann fahren

Bevor er seinen Autoführerschein bestanden hat, hat Etienne Höfling schon an Autos geschraubt. 2007 packte ihn das Fieber. Ein Trabant 601 war das erste Modell, an dem sich das Gründungsmitglied der Custom Junkys ausprobiert hat. Danach kaufte der gelernte Elektriker, der inzwischen als Kfz-Mechatroniker arbeitet,  einen Golf 3. Nicht nur tiefer, sondern auch schneller werden die Autos, die er in einer Werkstatt gemeinsam mit Kumpel Sebastian Schalles aufbaut.

Neben eher sportlichen Fahrzeuge besitzt der Dietzhäuser jedoch auch welche, die einfach nur gut aussehen müssten, aber nicht bewegt werden und Alltagsautos. Getunt wird, was da ist, solange es deutsche Fabrikate sind, sagt er lachend.

Damit nicht nur die Karosserie, sondern auch die Felgen alle Blicke auf sich ziehen, hilft Matthias Krenzer weiter. Der Münnerstädter fertigt und verkauft im Nebenerwerb besondere Alu-Felgen. „Es ist wie eine Gucci-Handtasche. Die muss auch  einmalig sein“, vergleicht er. Der gelernte Werkzeugmacher kreiert die Felgen ausschließlich  nach den Wünschen seiner Kunden. Alles, was der TÜV abnimmt, ist erlaubt. Selbst Herzchen könne er hineinfräsen. Die Auftragslage ist gut, schätz Matthias Krenzer ein. In Zeiten von Corona, in denen die Leute weniger Geld in Urlaube und dafür  in ihre Hobbys investierten, ist der  Tuner ein gefragter Mann.

„Ist ein Projekt fertig, wird es verkauft und das nächste in Angriff genommen“, sagt Sven Kuhn. Nach Jahren des Bastelns hat sich der Bayreuther diesmal einen roten Ford Focus gekauft, um ihn auf die limitierte Kleinserie RS umzubauen. „Er hätte natürlich auch gleich einen RS kaufen können, aber die gibt es nicht in Rot“, erläutert seine Begleiterin. Also legte er selbst Hand an und baute das Auto, das er auch im Alltag bewegt, um. „Es ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft“, sagt Sven Kuhn.

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